Urteil für versuchten Mord: 40-Jähriger trat brutal gegen Kopf seiner Frau
Krefeld. Äußerlich ruhig und gefasst nahm Tolga F. das Urteil auf. Nur kurz blickte der Angeklagte in Gedanken versunken in Richtung der hohen Fenster im großen Saal des Landgerichts.
Dorthin, wo der 40-Jährige in den nächsten fünf Jahren und zwei Monaten nicht mehr sein wird: draußen. Wegen versuchten Mordes an seiner Frau Martina (44) und gefährlicher Körperverletzung verurteilte das Gericht den dreifachen Vater und bediente sich bei der Bewertung der Tat am rechtlich schwerwiegendsten Maß, welches auch die Staatsanwaltschaft gefordert hatte.
Die Nebenklage plädierte dagegen auf versuchten Totschlag, ohne das Verbrechen als minderschweren Fall einzustufen. Die Verteidigung bezweifelte, dass Tolga F. seine Frau töten wollte, und wollte lediglich eine gefährliche Körperverletzung mit vier Jahren Haft bestraft sehen.
Am 29. September 2011 hatte der Angeklagte nach einem Streit im Garten des gemeinsamen Hauses so brutal auf den Kopf seiner Frau eingetreten, dass ihr mehrere Zähne abbrachen. Zuvor hatte der gebürtige Türke seine Frau mit einem Cuttermesser verletzt. Nur die herbeigeeilten Kinder verhinderten wohl die weitere Ausführung der Tat. „Das waren unkontrollierte Schläge und Tritte. Er hätte nicht aufgehört, wenn die tapferen Kinder sich ihm nicht entgegen gestellt hätten“, sagte der Vorsitzenden Richter in der Urteilsbegründung.
Aus Eifersucht und wegen der Kränkung der Ehre ihres Mannes sollte Martina F. sterben. Mehrfach in den 20 Ehejahren hatte der Mann seiner Frau damit gedroht sie zu töten, wenn sie eine Affäre haben würde. Er selbst nahm sich jedoch die Freiheit von zwei außerehelichen Verhältnissen. Von einer dieser anderen Frauen erfuhr die Ehefrau erst im Gerichtssaal.
Neben den unterschriebenen Scheidungspapieren wird Martina F. von ihrem Mann auch noch Schmerzensgeld erhalten. Dies legte das Gericht ebenfalls fest. Auf eine direkte Entschuldigung ihres Mannes für seine Tat wartete Martina F., die das Verfahren auch nach ihrer Zeugenaussage weiter verfolgte, vergebens. Zwar sagte Tolga F. abschließend: „Es tut mir alles Leid, ich wollte meiner Familie nicht schaden“, blieb dabei aber unbestimmt. „In 20 Jahren hat er sich bei mir noch nie entschuldigt“, sagte Martina F. nach dem Urteil. Schon in der Vergangenheit wollte der Mann Frau und Kinder mit Schlägen erziehen.