Verkaufsoffener Sonntag: Einzelhändler in Krefeld unzufrieden
Die Läden haben geöffnet, einige zeigen Kunst, die City ist voll. Doch viele Besucher sind zum Bummeln, nicht zum Shoppen gekommen.
Krefeld. Das „Kreative Wochenende“ hat am Wochenende viele Besucher in die Innenstadt gelockt. Der Einzelhandel hat die Ausstellung von lokalen aber auch internationalen Künstlern, die in 16 Geschäften ihre Kunstwerke zeigten, zum Anlass genommen, die Läden in der City am Sonntag zu öffnen. Die WZ hat sich in der Innenstadt umgesehen.
Eins wird schnell deutlich: Viele Besucher des verkaufsoffenen Sonntags sind zum Bummeln in die Innenstadt gekommen — nicht zum Einkaufen. Kunstbegeistert sind die wenigsten Befragten. Auch Verkäufer berichten, dass Besucher hauptsächlich schauten und weniger kauften.
So wie Tobias Czekalla und Sabrina Bäsler, die nicht aus Kauflust in die Stadt gefahren sind. „Wir sind zum Bummeln hier“, erzählt Czekalla. Verkaufsoffene Sonntage findet seine Begleitung zu häufig, „denn man kann immer auf Holland ausweichen“. Klaus und Marlene Schultz sind leidenschaftliche Spaziergänger. Auch gestern war das Ehepaar in Schlenderlaune, aber nicht mit der Absicht, einzukaufen. „Heute ist das Schöne der ,Aha-Effekt’, wenn man sich die Kunstausstellungen anschaut“, findet Klaus Schultz. Laut Christine Armanazi, Angestellte im Kosmetikgeschäft Rituals, sei genau das aber das Problem: „Ich habe nicht den Eindruck, dass wir heute mehr Umsatz machen als sonst.“ Sonntage seien für viele Familienzeit. „Dabei geht es selbstverständlich um das Beieinander sein, nicht ums Einkaufen“, glaubt sie.
Daniela Monteleone, Verkäuferin bei SinnLeffers ist der Meinung, es sei „trotz der Kunstausstellung gleich viel los wie an anderen Verkaufsoffenen“. Auch wenn es für viele Besucher eine schöne Gelegenheit zum Gucken und Kaufen sei — ihr reichten vier Sonntage im Jahr, an denen sie arbeiten muss, aus. Die schwarz-gelbe Landesregierung sieht das anders: Sie will die verkaufsoffenen Sonntage in diesem Jahr in ganz Nordrhein—Westfalen von vier auf acht verdoppeln, um das Wirtschaftswachstum zu fördern.
„Man kann die Kunstausstellung und die geöffneten Geschäfte verbinden“, findet Besucher Ralf Wendel. Für ihn ist das „Kreative Wochenende“ eine willkommene Überraschung, die Kunst will er sich in Ruhe ansehen. Ein verkaufsoffener Sonntag vor Weihnachten reiche ihm persönlich, aber „sie werden ja genutzt, sonst wären wir ja auch nicht hier“. Seine Begleiterin Gabriele Körber ergänzt: „An Wochenenden haben die Leute mal Zeit. Ich denke, viele Berufstätige und Familien nehmen dieses Angebot gerne an.“
Sebastian Günther ist das erste Mal in Krefeld und extra wegen der geöffneten Geschäfte gekommen — ohne allerdings unbedingt etwas kaufen zu wollen. Ihn freut aber, dass die Städte auch an den Wochenenden belebt sind. „Als Verkäufer würde mich das aber nerven“, sagt er. Auch Tatjana Kummer und Benjamin Feldner sind aus Düsseldorf nach Krefeld gefahren. Wann und wo Geschäfte auch am Sonntag geöffnet haben, wissen sie immer. „Wir brauchen Zeit zum Shoppen und nutzen jede Möglichkeit“, sagt Feldner. Tatjana Kummer appelliert, es „sollte auch in unserer Heimatstadt Düsseldorf mehr verkaufsoffene Sonntage geben“. Die beiden fahren an Wochenenden oft zum Einkaufen nach Krefeld.
Düsseldorferin Inge Wink ist ausschließlich wegen der Kunst nach Krefeld gekommen. „Ich bin besonders von den jungen Künstlern beeindruckt“, erzählt sie, während sie sich die Ausstellung von Alla Grande ansieht. Die Künstlerin legt ihren Fokus auf Grafik, Malerei und Objektkunst. Es ist ihre erste Ausstellung in der Seidenstadt, erzählt sie, die Resonanz sei groß, größer als erwartet, gewesen. „Am Samstag lief es super, es haben viele Leute Interesse gezeigt oder sind einfach stehen geblieben und haben über meine lustigen Bilder gelächelt“, so Grande. „Außerdem haben die meisten nicht nur oberflächlich oder flüchtig auf meine Bilder geguckt, sondern auch mal nach Hintergründen oder der Geschichte dahinter gefragt“.
Ein erfolgreiches Wochenende für Grande, aber nicht so erfolgreich für manche Händler . . .