Verunglückter Radfahrer: Die Gefahr des toten Winkels

Erneut hat ein Lastwagen-Fahrer beim Rechtsabbiegen einen Radler (75) übersehen und überrollt.

Krefeld. Ein Stück einer zerrissenen weißen Plastiktüte hängt noch am Lenker des völlig verbogenen Fahrrads. Der Rest liegt zerfahren auf dem Ostwall, der Inhalt hat sich in die Straßenbahnschienen gedrückt — Gemüse, offenbar gerade erst auf dem Markt gekauft von einem 75-Jährigen, der Minuten später bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Erfasst von einem Lastwagen. „Vermutlich befand sich der Radfahrer im toten Winkel und ist übersehen worden“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Weidner. Wieder einmal.

Es ist kurz vor 9 Uhr am Dienstagmorgen, als der Radfahrer neben dem Containerfahrzeug einer Entsorgungsfirma an der Ampel der Dreikönigenstraße steht. Beide kommen aus Richtung Königstraße, beide fahren los, als die Ampel auf Grün schaltet. Noch ist unklar, ob der 75-Jährige geradeaus weiter auf die Dreikönigenstraße fahren oder nach rechts auf den Ostwall abbiegen wollte. Der Lkw-Fahrer (59) jedenfalls biegt nach rechts ab. Dabei übersieht er offenbar den Senior und erfasst ihn. Erst hinter dem Fußgängerüberweg des Ostwalls kommt das Containerfahrzeug zum Stehen.

Ein Großaufgebot von Rettungskräften und Polizei eilt zu der Unglücksstelle. Die Helfer versuchen, das Unfallopfer zu reanimieren. Doch der Notarzt kann das Leben des Mannes nicht retten, zu schwer sind seine Verletzungen: Der Senior stirbt noch auf dem Ostwall. Zur Unfallaufnahme bleibt die Fahrbahn in Richtung Hauptbahnhof stundenlang gesperrt.

Eine junge Frau äußerte gegenüber Verkäuferinnen einer nahegelegenen Bäckerei, dass sie den Unfall beobachtet habe. Diese Zeugin und weitere Personen, die Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter Telefon 02151/634-0 bei der Polizei zu melden.

Der aktuelle Unfall reiht sich ein in eine Vielzahl von Unglücken, bei denen Radfahrer in Krefeld von abbiegenden Lastwagen erfasst wurden. Zwar hat die Polizei unlängst noch betont, dass sich die Zahl der Tote-Winkel-Unfälle nicht erhöht habe. Die gravierenden Folgen lassen diesen Eindruck offenbar entstehen.

Erst am 21. Januar war an der Kreuzung Uerdinger Straße/Cracauer Straße ein nahezu gleichaltriger Mann (74) bei exakt der gleichen Konstellation von einem Lkw erfasst und getötet worden. In der Tat sind es insbesondere die Senioren, um die sich die Polizei Sorgen macht. Sie bleiben immer länger mobil, kommen aufgrund ihres Alters aber manchmal nicht mehr mit der Komplexität im Straßenverkehr klar. Im vergangenen Jahr verletzten sich demnach 152 Menschen, die 65 Jahre oder älter waren — 31 mehr als ein Jahr zuvor. 65 von ihnen waren Radfahrer (Vorjahr: 61). Mit zahlreichen Informationsveranstaltungen und bei Kontrollen versucht die Polizei, diese Zielgruppe zu erreichen.