Verwertung: Genug Altkleider für alle in Krefeld
Der Markt boomt. Karitative Vereine und die Stadt machen sich keine Konkurrenz. 2000 Tonnen landen jährlich noch in der Restmülltonne.
Krefeld. In diesen Tagen räumt so mancher seine Herbstklamotten von hinten nach vorne in den Schrank — und trennt sich dabei kurzerhand von abgetragenen oder unmodernen Kleiderstücken. Doch wohin damit? Seit dem 1. Juli gibt es den orangefarbenen Sack, in dem die GSAK im Auftrag der Stadt Alttextilien und Schuhe abholt. Ob diese Sammlung inzwischen von den Krefeldern angenommen wird, eine Konkurrenz für die karitativen Sammler oder noch ausbaufähig ist, hat die WZ erfragt.
„Wir spüren bisher keine Auswirkung“, sagt Bernd Pache, Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes, erleichtert. Durchschnittlich 300 Tonnen im Jahr sammelt allein der Verband in Krefeld ein, die Mengen im zweiten Halbjahr seien seit dem Einstieg der Stadt ins Sammelgeschäft nicht eingebrochen.
„Wer Abgetragenes einem karitativen Verein überlässt, tut das bewusst, um damit ein Stück dessen Aufgaben zu unterstützen.“ Denn einerseits werde noch gut erhaltene Kleidung über die Kleiderkammern an bedürftige Menschen weitergegeben. Andererseits werden mit dem Verkaufserlös ausrangierter Textilien soziale Projekte vor Ort finanziert.
Pache empfindet die städtische Sammlung nicht als Konkurrenz. „Die Stadt ist sehr fair mit uns umgegangen“, lautet sein Fazit. Im Gegensatz zu anderen Kommunen dürfen in Krefeld zwei karitative Verbände auch weiterhin Altkleider annehmen: das DRK und der Arbeiter-Samariterbund. Und der Markt ist bei weitem nicht abgegrast.
„Laut des Abfallwirtschaftlichen Gutachtens landen heute noch rund 2000 Tonnen im Jahr in der Restmülltonne“, sagt Helmut Döpcke, Leiter des Fachbereichs Umwelt.
Alle vier bis fünf Jahre mache die Stadt eine Restmüll-Analyse, um zu erfahren, wie viel Papier, Biomaterial und Textiles noch in die Graue Tonne wandere. Danach liege das Sammelpotenzial bei weiteren 1500 bis 1800 Tonnen. Im Moment fährt die Stadt monatlich rund 20 Tonnen ein. Döpcke rechnet im ersten Jahr mit 240 bis 250 Tonnen.
Die Verwertungsfirmen zahlen derzeit rund 300 Euro pro Tonne. „Und die Preise steigen noch“, ergänzt Bernd Pache. Das war nicht immer so. „Das DRK hatte Zeiten, in denen es die Altkleider nicht losbekommen hat und wir sie lagern mussten“, sagt der Geschäftsführer im Rückblick.
Auch seien die erzielten Einnahmen nicht der Gewinn, sondern Umsatz — und damit noch steuerpflichtig. Von dem Geld müssten außerdem die Container gewartet und Personal bezahlt werden.
„Trotz der jahrzehntelangen Praxis passiert es immer noch, dass die im Stadtgebiet aufgestellten Container mit Mülleimern verwechselt werden“, berichtet Pache. Die Rede ist von dreckigen Windeln bis hin zu ausrangierten Fernsehern. „Die müssen wir auf eigene Rechnung kostenpflichtig dann bei der MKVA entsorgen.“
Diese Erfahrung hat die GSAK noch nicht gemacht. „Wir finden sehr wenig Müll in unseren Säcken, vermutlich, weil sie durchsichtig sind“, sagt Geschäftsführer Wilfried Gossen. Reklamationen kämen auch nicht von der Stadt, in deren Auftrag die GSAK Altkleider in orangefarbenen Säcken einsammelt, und zwar alle vier Wochen gemeinsam mit der Abholung der Blauen Tonne. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, sagt Gossen. Alte Textilien als Rohstoff haben einen wachsenden Wert in einer Welt, in der Rohstoffe und Ressourcen immer knapper und wertvoller werden.