Visser gibt Entwarnung beim Dieselfahrverbot — vorerst

Umweltdezernent ist alarmiert: Jahresgrenzwert auf Kölner Straße und Oranierring nur knapp eingehalten.

Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. Mit Magenschmerzen blicken private und gewerbliche Dieselfahrer derzeit auf die Landeshauptstädte von NRW und Baden-Württemberg. In Stuttgart sollen die meisten Selbstzünder demnächst bei hohen Belastungen ausgesperrt werden (Stichwort Feinstaub). In Düsseldorf gibt es ebenfalls Diesel-Diskussionen, wobei hier die Stickoxide im Vordergrund stehen. Stellt sich die Frage, ob bald auch Krefeld betroffen sein könnte?

Denn die zuletzt erhobenen lokalen Zahlen in Sachen Stickstoffdioxid sind bedenklich: Nach Angaben des zuständigen NRW-Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) wurde der EU-Jahresgrenzwert von 40 µg/m3 (Mikrogramm pro Kubikmeter) Luft an den beiden Standorten Kölner Straße und Oranierring im vergangenen Jahr nur denkbar knapp eingehalten: mit 39 beziehungsweise 40 µg/m3. Im benachbarten Mönchengladbach gab es eine Überschreitung (44).

„Wir haben keine Stuttgarter und keine Düsseldorfer Diskussion bei uns“, betont Krefelds Umweltdezernent Thomas Visser im Gespräch mit der WZ. Momentan gebe es „weder formal noch faktisch“ ein Problem mit Blick auf ein drohendes Dieselfahrverbot. Nur: Es gibt ein dickes Aber: „Das ist aber eine Momentaufnahme“, betont Visser. Die Situation könne sich von Jahr zu Jahr ändern, allein schon durch meteorologische Einflüsse. Diese können ihren Teil zu eher positiven wie eher negativen Schadstoff-Messungen beitragen. „Es gibt keinen Grund, sich entspannt zurückzulehnen, dafür waren wir im vergangenen Jahr zu nah am Grenzwert.“

Denkbar ist es also schon, dass in der nächsten Jahresbilanz des Lanuv eine Überschreitung in Krefeld auftaucht. Was passiert dann? „Dann greift der Automatismus, dass die Bezirksregierung alle an einen Tisch holt“, erklärt Visser weiter. Gemeint sind etwa Vertreter von Stadt, Umweltverbänden und der Industrie- und Handelskammer (IHK). Gemeinsam würde dann nach den Ursachen für den hohen Wert gesucht. Falls neue Maßnahmen beschlossen würden, wäre das eine Fortschreibung des derzeit geltenden Luftreinhalteplans. Der aktuelle Plan ist seit Herbst 2010 in Kraft und beinhaltet unter anderem die Temporeduzierung auf der Kölner Straße im Bereich der Gath (der Nutzen dieser Maßnahme ist umstritten) sowie das Lkw-Verbot auf dem Oranierring.

Nach Ansicht von Angelika Horster muss Krefeld mehr tun. Sie ist Mitglied im BUND-Kreisgruppenvorstand und sitzt als sachkundige Bürgerin im Umweltausschuss. Sie gehe davon aus, dass der Grenzwert in diesem Jahr überschritten werde, sagt sie der WZ. „Schauen Sie sich die Kfz-Zulassungszahlen an — die steigen seit Jahren.“ Außerdem stelle der BUND eine Erhöhung des Logistik-Verkehrs fest. „Da finden ja überall Erweiterungen statt, ich nenne nur das Beispiel Fichtenhain.“ Wenn sie morgens auf ihr Rad steige, komme ihr „ein Lkw nach dem anderen entgegen“, so die Anwohnerin der St.-Töniser-Straße.