Volkszählung: Nur ein Haus - aber drei Mal gezählt
Die Ämter sind mit dem Verlauf der Volkszählung sehr zufrieden. In der Bevölkerung selbst gibt es aber auch Frust.
Krefeld. Die Formulare mit der amtlichen Bezeichnung „Gebäude- und Wohnungszählung“ sahen immer gleich aus: Orangefarbenes Papier, drei Blätter, beidseitig bedruckt. Die Begleitschreiben aber veränderten sich; sie wurden ruppiger im Tonfall. Zuletzt wurde Hartmut Deus sogar ein Bußgeld von 300 Euro angedroht, sollte er das beiliegende Formular nicht umgehend ausfüllen und zurückschicken. Also hat er die weißen Kästchen mit Blockbuchstaben gefüllt — schon wieder. „Ich bin stinkig“, sagt er dazu. „Ich hab’ auch schon da angerufen.“
„Da“ ist IT NRW, das Statistische Landesamt. Dort werden alle für den Zensus 2011 relevanten Daten gesammelt und ausgewertet. Für die Volkszählung sind das aber nicht nur Daten über Personen, sondern auch Daten über Immobilien. Daher haben alle Haus- und Wohnungsbesitzer per Post das orangefarbene Formular erhalten, in dem unter anderem Fragen zur Größe des Wohnraums und zur Zahl der Räume gestellt wurden. Fragen, die Deus nun zum dritten Mal beantwortet hat.
„Ja, seinen Ärger kann ich gut verstehen“, räumt Claudia Key, Pressesprecherin bei IT NRW, ein. Sie versucht, das Bombardement von Deus’ Briefkasten zu erklären: „Es kann passieren, dass es zu Überschneidungen kommt.“ Die Formulare seien also ausgefüllt und abgeschickt, aber noch nicht ausgewertet worden. Sie vermutet, dass es sich dabei um Einzelfälle handele:
„Insgesamt“, betont sie, „sind wir sehr zufrieden mit dem Verlauf des Zensus’.“ Allerdings seien noch einige Unklarheiten zu beseitigen. Die dafür erforderliche Maßnahme heißt auf Amtsdeutsch: „Begehen bei Antwortausfällen im Rahmen der Gebäude- und Wohnungszählung.“
Die Formulierung von Hans-Jürgen Neuhausen fällt etwas flapsiger aus: „Wir arbeiten gerade die Reste ab, die Düsseldorf übrig gelassen hat.“ Neuhausen ist Leiter der Krefelder Erhebungsstelle für den Zensus 2011. Deren Mitarbeiter „nehmen derzeit Adressen in Augenschein“, die IT NRW aus Düsseldorf an die Erhebungsstelle in Krefeld übermittelt hat, weil es Diskrepanzen gab. Die Daten aus Melderegistern oder Grundbuchämtern deuteten auf eine Wohnung oder ein Haus hin, aber trotzdem reagierte niemand auf die Post aus Düsseldorf. „Deshalb schauen sich unsere Mitarbeiter jetzt um, ob es da überhaupt Häuser gibt und ob die bewohnt sind.“ Zum Reihenhaus in Linn, in dem Hartmut Deus wohnt, hat er aber keine Informationen: „Da kann ich nix zu sagen.“