Mordprozess Beate S.: „Richie“ will das Blutgeld ausgeschlagen haben
Der mutmaßliche Haupttäter sagte vor dem Landgericht, ein Mittäter habe Beate S. getötet und auch die 23 000 Euro erhalten.
Krefeld. Im Prozess um den Mord an der 75-jährigen Beate S. hat das Landgericht am Dienstag Hristo „Richie“ I. regelrecht in die Mangel genommen. Zu viele Fragen waren der ersten große Strafkammer nach einer Aussage des 31-Jährigen vor einigen Tagen offengeblieben. Er soll die vermögende Witwe am 16. März in deren Wohnung an der Camesstraße erwürgt oder erdrosselt haben.
Der Zuhälter aus Mönchengladbach, der im Haus seines mutmaßlichen Auftraggebers Stefan K. (43) an der Neusser Straße in Mönchengladbach ein Bordell betrieben haben soll, stritt die Tat erneut ab. Ein „Sunny“ oder auch „Der Stehler“ genannter Kleinkrimineller aus Brüssel habe die Tat begangen. Dabei soll das Vorgehen am Tatabend mit seinem Komplizen anders abgesprochen gewesen sein.
I. will „Sunny“ in Brüssel angeworben haben, allerdings nur für einen Einbruch bei der Witwe. Den wollte man K. gemeinsam vorspielen, um ihn dann letztlich auszunehmen. Als das Duo am Tatabend gegen 23 Uhr in die Wohnung mit einem von K. ausgehändigten Nachschlüssel die beiden Schlösser der Wohnungstür aufschloss und von Beate S. im Schlafzimmer überrascht wurde, habe er die Frau zu Boden geschlagen. „Sunny“ sei es aber dann gewesen, der ihr einen Riemen um den Kopf legte und ihm gesagt habe: „Hau ab.“
Er verschwand mit der Beute, unter anderem einem Rucksack voller Goldschmuck. Als dieser einen Tag später in Brüssel mit „Sunny“ aufgeteilt wurde, habe er erst erfahren, dass Beate S. tatsächlich gestorben sei. „Mord war nicht der Plan. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und gab Sunny den ganzen Schmuck. Ich wollte ihn nicht mehr.“ Auch die 23 000 Euro Blutgeld, die K. gezahlt habe, habe komplett „Sunny“ erhalten. I.: „Ich wollte damit nichts zu tun haben.“
„Richie“ sagte, Stefan K. habe zwar nie das Wort „Mord“ in den Mund genommen, wenn er über die frühere Bankprokuristin sprach. Der Mann aus Wegberg habe vielmehr davon gesprochen, dass Beate S. „bestraft wird“ oder sie eine „Lektion erleben“ soll. Auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin, ob dennoch zum Ausdruck kam, dass die 75-Jährige sterben sollte, meinte Hristo I.: „Absolut.“ Der Prozess wird am 12. März fortgesetzt.