Mordprozess Beate S. „V-Mann hat nicht gedroht“
Chef der Mordkommission berichtet von Details im Mordfall Beate S.
Krefeld. Die Polizei hat einen V-Mann eingesetzt, um die Beteiligung von Birgit K. am Mord von Beate S. (75) an der Camesstraße zu klären. Das erklärte Chefermittler Gerd Hoppmann am Donnerstag vor der ersten großen Strafkammer des Landgerichts. Ihm sei die sogenannte Vertrauensperson nicht bekannt — sie wurde über einen Vermittler der Polizei eingesetzt, nachdem die Staatsanwaltschaft Geheimhaltung zugesichert hatte.
Es habe zwei Vorgaben für den V-Mann — er ist kein Polizeiangehöriger — gegeben: „Er sollte auf keinen Fall wie ein Polizeibeamter wirken, eher dubios“, sagte Hoppmann. Außerdem war ihm exakt auferlegt worden, was er der 41-Jährigen sagen soll. Im Wissen, dass Stefan K. nicht da war, klingelte der Mann am 26. Mai am Haus der Familie in Wegberg, und tatsächlich öffnete die Ehefrau. Der von einem Verteidiger als „Typ aus dem Rockermilieu“ beschriebene Polizeivertraute fragte nach Stefan K. Als Birgit K. fragte, worum es gehe, antwortete der V-Mann knapp: „Um eine Sache an der Camesstraße in Krefeld.“ So war es ihm aufgetragen worden. Dann ging er.
Die Beamten hörten längst die Telefone ab und registrierten, als Birgit K. keine zwei Minuten später ihren Mann anrief. Der hatte ihr erzählt, bei einer Tagung zu sein, tatsächlich befand er sich bei einer Prostituierten in Bad Kreuznach. „Frau K. äußerte Angst, dass es Mitwisser geben und sie den Ermittlungsbehörden ausgeliefert werden könnten“, sagte Hoppmann. Damit war für ihn klar, dass die Hausfrau sehr wohl von dem Mord wusste und möglicherweise beteiligt war. Man habe keineswegs Druck ausgeübt oder sogar gedroht, betonte der Chefermittler und trat damit Vorwürfen eines Verteidigers entgegen.
Die Beamten hörten auch andere Telefonanschlüsse ab. Ausgangspunkt war dabei das goldfarbene Handy des Mordopfers, das der Täter entwendet hatte. Es wurde am 25. April um 20.37 Uhr an der Neusser Straße in Mönchengladbach eingeschaltet — und fortan immer wieder benutzt. Irgendwann wurde zur Überraschung der Mordkommission das Handy von Stefan K. angewählt. „Als ich das erfuhr, bin ich fast vom Stuhl gefallen“, sagte Hoppmann. Dass das gutbürgerliche, geradezu biedere Ehepaar etwas mit dem Mord zu tun haben könnte, hatte man zwar überprüft, aber nichts Verdächtiges festgestellt. Zudem kümmerte es sich fürsorglich um die zuletzt gesundheitlich angeschlagene Beate S.
Stefan K. telefonierte laut Überwachungsprotokoll mehrere Male mit Hristo I. (genannt „Richie“), der die Seniorin am Abend des 16. März in deren Wohnung erwürgt haben soll. Er war auch Zuhälter im Bordell in der Mönchengladbacher City, in dem der IT-Experte K. seit Anfang 2011 nicht nur Vermieter war, sondern auch „die ein oder andere Angelegenheit regelte“.
Im Rotlichtmilieu sucht er nun auch nach dem Mörder. Den sollte „Richie“ besorgen. Zwar habe er ihm nur gesagt, „das Problem mit der alten Dame“ müsse gelöst werden. „Angesichts der Summe, die Richie haben wollte — 25 000 bis 30 000 Euro —, war mir aber klar, dass er nicht nur spazierengehen würde“, sagte der 43-Jährige später der Polizei. Letztlich flossen 23 000 Euro in drei Raten — unter anderem aus dem Nachlass des Opfers.
Sein Motiv sei nicht das beachtliche Erbe — 150 000 Euro und zwei Eigentumswohnungen — gewesen, sagt K. Vielmehr habe zwischen der Seniorin und seiner Frau eine so enge Freundschaft bestanden, bei der Beate S. großen Einfluss genommen habe. Da das Haus in Gladbach keinen Gewinn abwarf, wollte Birgit K., dass ihr Mann es verkauft. Die 75-Jährige bestärkte die 41-Jährige darin und stellte Stefan K. als Idioten hin. Der wollte das Etablissement aber auf jeden Fall behalten und sah eine große Zukunft in dem Gewerbe. Weil ihn Beate S. immer mehr nervte, sollte sie beseitigt werden.
Bei seiner Frau soll der Computerfachmann zweimal vorgefühlt haben, was sie davon halte, „wenn der Bea etwas Böses zustößt“. Die habe das rigoros abgelehnt. Als die Seniorin dann tot aufgefunden wurde, habe sie ihren Mann immer wieder darauf angesprochen. Der sei auch davon genervt gewesen und habe ihr für 16 700 Euro einen Brillantring gekauft. „Mit Schmuck konnte ich sie zum Schweigen bringen“, so K. Die Polizei hörte aber auch im Zuge der Telefonüberwachung, dass Birgit K. den neuen Reichtum durchaus begrüßte. Hoppmann zitierte Donnerstag aus einem abgehörten Telefonat, bei dem die 41-Jährige gesagt habe, sie freue sich bereits darauf, in einer Badewanne voller Geld zu liegen.