Witwenmörder: Hunderte zum Speicheltest

Per Rasterfahndung wird die Polizei junge Krefelder auswählen und deren DNA untersuchen, um den Mörder von Beate S. zu fassen.

Krefeld. Nur einer der beiden Männer, die am 17. März in die Wohnung von Beate S. (75) an der Camesstraße eingedrungen sind, hat die frühere Bankprokuristin erwürgt. Der andere kommt für den Mord an der vermögenden Witwe nach aktuellen Erkenntnissen der Polizei nicht in Betracht. Das hat die Auswertung des „genetischen Fingerabdrucks“ ergeben — am Tatort und auch am Leichnam der Seniorin waren DNA-Spuren der Täter gesichert worden. Hunderte Krefelder werden nun von Polizeibeamten besucht und sollen für einen Abgleich eine Speichelprobe abgeben.

Per Rasterfahndung wird die Polizei nun die Krefelder auswählen, die von ihrem Profil her, insbesondere aber dem Alter als Täter in Frage kommen. Dafür liegt seit gestern ein Gerichtsbeschluss vor, auf dessen Grundlage die Polizei nun die Daten von Männern in Krefeld auswertet, die 20 bis 25 Jahre alt sind — so hatten Zeugen die Tatverdächtigen beschrieben, die am Tatabend gesehen worden waren. „Natürlich können auch jüngere oder ältere darunter sein“, sagt Gerd Hoppmann, Leiter der Mordkommission. Er geht davon aus, dass die Täter aus Krefeld sind. Weitere Kriterien will er zurzeit nicht nennen.

Auf Interesse dürfte bei den Fahndern jedenfalls stoßen, wenn jemand regelmäßiger Gast in Spielhallen ist. Denn dort war auch die stets gut gekleidete und gerne teuren Goldschmuck tragende Witwe regelmäßiger Gast. Gut möglich, dass die späteren Täter dort auf sie aufmerksam wurden.

Sicher ist: Beate S. ist kein Zufallsopfer. Aus ihrer Wohnung wurden Bargeld und hochwertiger Schmuck entwendet. Die Täter hatten ihr Opfer offenbar dazu gebracht, die Wohnungstür zu öffnen, und wurden sofort gewalttätig: Beate S. erlitt blutende Wunden im Gesicht und wurde gleich hinter der Wohnungstür mit bloßen Händen erwürgt. Hilfeschreie hörten die Nachbarn in dem 30-Parteien-Haus keine. Dass die Täter anschließend über den Balkon der Erdgeschosswohnung flüchteten, führt Hoppmann darauf zurück, dass der Körper der 75-Jährigen im Flur direkt vor der Wohnungstür lag.

Da klar ist, dass der zweite Täter an der Tötung der Witwe nicht direkt beteiligt war, will Gerd Hoppmann nicht ausschließen, dass dieser die Tötung gar nicht wollte. Er rät dem Mann, der unter enormem Druck stehen dürfte, sich den Ermittlern anzuvertrauen. Auch Dritte, denen die Täter sich offenbart haben oder denen Teile der Beute wie ein goldfarbenes Motorola-Handy angeboten worden sein könnten, sollten ihr Wissen der Polizei mitteilen: „Bei Mord hören Freundschaft und Schweigen auf. Es ist Bürgerpflicht, uns einen Hinweis zu geben. Der kann auch vertraulich behandelt werden“, so der Chefermittler. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 3.000 Euro ausgelobt.