Vor Ort an der Mevissenstraße: Wie nach einem Bombenangriff

Neben Holz Roeren sind in der Nacht zu Dienstag mehr als ein Dutzend Handwerksbetriebe zerstört worden. Die Flammen züngelten bis zum Nachmittag aus den Trümmern.

Krefeld. Martin Roeren (36) steigt über Schläuche, läuft auf und ab und telefoniert unentwegt. Der Mitinhaber des Holz-Fachhandels blickt auf die rauchenden Trümmer der erst 2008 bezogenen Halle im Gewerbegebiet Mevissenstraße. „Gefühle? Die kann man nicht beschreiben. Im Augenblick ist nicht viel drin im Kopf." Das Lebenswerk der Familie Roeren liegt am Boden.

Das einzige Steingebäude auf dem Arreal ragt wie ein Mahnmal aus dem verkohlten Holz. Hier hat der Hausmeister des Unternehmens gewohnt. Er hat sich am Montag in Sicherheit bringen können, als gegen 20 Uhr die Flammen aus der Halle schlugen. Aber nicht nur der Betrieb der Familie Roeren ist zerstört. In der Nacht griff das Feuer auf die früheren Garagen der Bradbury Barracks über. Mehr als ein Dutzend Handwerksbetrieb wurden vollständig zerstört. Darunter auch der Betrieb „79gradminus“ von Stefan Riddermann, der erst im Juni den ersten Platz beim neuen Krefelder Gründerpreis belegte. Er reinigt mit Trockeneisstrahlen nahezu alles — auch Maschinen.

Ein paar Fahrzeuge einer Old- und Youngtimer-Werkstatt konnten noch in Sicherheit gebracht werden. Von anderen Autos blieben nur ausgeglühte Karossen zurück.

Der Wasserwerfer des Chemieparks ist selbst am Mittag noch im Einsatz. Schläuche liegen überall, Feuerwehrleute aus Essen, Oberhausen, dem Kreis Viersen, der Flughafenfeuerwehr Mönchengladbach sind auf fünf Löschabschnitte verteilt. Denn immer noch züngeln die Flammen empor, sind Brandnester im Dachgebälk versteckt. In der Nacht waren 200 Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz. Ein Krefelder ist bei Aufräumarbeiten mit der Flex leicht verletzt worden. Weitere Menschen sind durch den Riesenbrand körperlich nicht zu Schaden gekommen.

Kai Günther, Pressesprecher der Feuerwehr, deutet auf einen Hydranten, der unmittelbar bei der Halle der Holzhandlung steht. „Der hat nicht funktioniert“. Überhaupt hatten die Helfer ein Problem mit der Wasserversorgung, mussten auf Wechsellader mit Wassercontainern zurückgreifen. Branddirektor Josef Dohmen: „Der Druck in der Ring-Löschwasserleitung lies nach, als sie von fünf verschiedenen Stellen angezapft wurde.“ Die Rede ist von einem Zeitverlust von 15 Minuten.

Wegen der umfangreichen Absperrungen für die Löschfahrzeuge sind die Handelsketten an der Mevissenstraße bis zum Nachmittag für die Kunden geschlossen. Glimpflich ist Real davongekommen. „Der Wasserschaden ist nur gering“, teilt Unternehmenssprecher Markus Jablonski mit. Die rückwärtige Wand musste gekühlt werden, damit das Warenhaus nicht auch noch durchzündet. Jablonski: „Wir werden wohl am Mittwochnachmittag wieder öffnen.“ Zur Brandursache wird die Kripo erst etwas sagen, wenn der Gutachter das Areal betreten konnte.