Vortrag: Dalai Lama wurde als Religionsführer begrüßt

Willy Wimmer spricht im Gut Heyenbaum über Land und Zukunft von China.

Krefeld. Als souveränen Akt deutscher Politik sieht der Krefelder Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer (CDU) die Einladung des Dalai Lama durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und erwartet davon keine weitere Belastung für die deutsch-chinesischen Beziehungen. Bei einem Abend der Krefelder Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) und der Deutschen Bank im Gut Heyenbaum wies Wimmer darauf hin, dass der Dalai Lama als Religionsführer und nicht als tibetischer Politiker im Kanzleramt begrüßt worden sei. "Das war eine Einladung ohne Druck, und Angela Merkel hat auch klar gesagt, dass Deutschland eine Ein-China-Politik verfolgt," meinte Wimmer, der einen Überblick über die Entwicklung in China gab.

Als bemerkenswerten Schritt sieht Wimmer die neue Eigentumsordnung in China an, die er "wie einen Putsch von oben" bewertet und die das Land weiter öffnen helfe in Richtung Zukunftsfähigkeit. "Weitere Reformen werden folgen", ist sich der außenpolitisch aktive Abgeordnete sicher und sieht bereits eine Hinwendung zum Mehrparteiensystem: "Man hat das Gefühl, das einzig noch kommunistische an China ist die Staatsflagge."

Deutschland habe in China ein hohes Ansehen als "ehrlicher Makler", der nicht nur seine eigenen Interessen im Auge habe. Kritische Fragen wie die Menschenrechtsprobleme müsse man im Gespräch mit Chinesen anschneiden, aber "man darf das nicht als Waffe verwenden". Bei der Vergabe der Olympischen Spiele habe man um die Verhältnisse in China gewusst, es sei unfair, sich jetzt daran zu reiben. "Olympia wird den Chinesen einen Schub geben", so Wimmer.

Eine Problem seien die chinesischen Plagiate westlicher Waren. Das sei besonders für den exportierenden Mittelstand schwierig und müsse immer wieder angesprochen werden.

Wimmer bedauerte, dass der in den 90er-Jahren begonnene Sicherheitsdialog zwischen Europa und China zum Erliegen gekommen ist.