Warnschüsse: Auf Fischelner Feldern knallt’s — Anwohner sind genervt
Bauern in der Nachbarschaft vertreiben Vögel mit Kanonenwarnschüssen von ihrer Ernte. Wer in der Nähe wohnt, muss starke Nerven haben.
Fischeln. „Das ist für jeden Hund eine Zumutung“, schimpft Petra Klewer während ihres erneuten Versuches, mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Doch sobald dieser das Haus nur um wenige Meter verlässt, bleibt er abrupt stehen, verharrt widerwillig in Nähe der Haustür und lässt sich keinen weiteren Schritt in Richtung Feld entlocken.
So ginge es allerdings nicht nur ihr, erklärt Petra Klewer. Denn rund um die Breuershofer Straße nervt die dauerhafte Beschallung durch die Warnschuss-Kanonen der ortsansässigen Bauern die Anwohner und ihre Haustiere. Die Kanonen seien von den Bauern zwar schon in den vergangenen Jahren eingesetzt worden, um die Ernte vor Vögeln zu schützen. Die Schussfrequenz sowie -lautstärke habe sich in diesem Jahr jedoch deutlich intensiviert, kritisiert Klewer. Besonders ihr jüngerer Hund scheint sichtlich unter den Kanonenschüssen, die an manchen Tagen von sechs Uhr morgens bis 23 Uhr in zehnminütiger Abfolge zu hören sind, zu leiden. „Er hat sichtbar Angst und ist nicht ausgelastet, da er sich nicht mehr nach draußen traut“, erklärt die Fischelnerin.
Das Knallen verschrecke die Hunde bisweilen so sehr, dass sie gelegentlich aggressiv werden. So habe die permanente Beschallung bereits zu kleineren „Beißereien“ zwischen ihren Hunden geführt. Als sie vor einigen Tagen einen vermeintlich ruhigen Moment für einen kurzen Auslauf ausnutzen wollte, ertönte doch eine Kanone und ihr Hund rannte zurück zum Haus. Artgerechte Tierhaltung sehe anders aus, hält sie ernüchtert fest. Die Auswirkungen, die durch die Kanonenschüsse entstehen, beeinflussen letztlich auch den Alltag Klewers.
Um dem Hund den nötigten Auslauf zu bieten, fährt sie regelmäßig mit ihm in nahgelegene Grünanlagen. Der dadurch entstehende zusätzliche Zeitaufwand sei mit ihrer beruflichen Selbstständigkeit allerdings nur selten zu kombinieren. „Mir fehlt schlichtweg die Zeit, um täglich mit dem Hund wegzufahren“, sagt sie.
Ihre Nachbarn seien ebenfalls Hundebesitzer und haben aufgrund des andauernden Lärms bereits ihren Urlaub vorgezogen, um sowohl dem Hund als auch sich selbst ein paar ruhige Tage zu ermöglichen. Berufstätigen Anwohnern wird derweil im Zuge der bis 23 Uhr andauernden Beschallung der Nachtschlaf erschwert. „Es kann nicht sein, dass wir unser Leben nach der Knallerei richten müssen“, sagt Petra Klewer sichtlich resigniert. Mit der Stadt habe sie auch bereits versucht Kontakt aufzunehmen.
Allerdings bestehe das Recht des Bauern, seine Ernte zu schützen. Des Weiteren konnte im Rahmen einer Ortsbesichtigung des Fachbereichs Umwelt keine akute Lärmbelästigung festgestellt werden. Hinnehmen möchte sie diese Antwort nicht. Als Betroffener könne man sich gerne bei ihr melden, um das Problem gemeinsam anzugehen. Die Hunde seien es wert, dass man für sie kämpft, betont sie schließlich.