Welche Qualmwolke wirklich gefährlich ist

Bei Bränden und Chemieunfällen misst die Feuerwehr, ob die Bevölkerung durch gefährliche Stoffe belastet wird.

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Krefeld. Wenn bei einem Großbrand dunkle Rauchwolken emporsteigen und die Feuerwehr mitteilt, dass die Bevölkerung nicht gefährdet ist, dann stoßen die Helfer nicht selten auf zweifelnde Reaktionen bei Bürgern. „Wir treffen solche Aussagen aber nicht aus dem hohlen Bauch heraus“, sagt Kai Günther von der Krefelder Feuerwehr. Vor 20 Jahren hätten Erfahrungswerte ausreichen müssen, um sich derart festzulegen. „Doch heute können wir sehr schnell messen, welche Belastung tatsächlich vorhanden ist“, sagt der Oberbrandrat. Sowohl chemische als auch radioaktive Gefahren werden erfasst.

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Dazu stehen zwei Spezialfahrzeuge zur Verfügung, von denen eines erst vor einigen Monaten vom Land NRW zur Verfügung gestellt wurde, das ein älteres des Bundes ergänzt. Die Krefelder Feuerwehr hat sich in diesem Zuge auch organisatorisch neu aufgestellt. War es bisher der Löschzug Uerdingen der Freiwilligen Feuerwehr, der das Messen übernahm, so ist nun eine Sondereinsatzgruppe aus Mitgliedern verschiedener Feuerwehreinheiten Krefelds gebildet worden. „Viele Mitglieder verfügen über berufliches Knowhow in diesem Spezialgebiet“, sagt Günther.

Im Einsatzfall wird von einer so genannten Messleitung anhand der Windrichtung und -stärke festgelegt, an welchen Punkten im Stadtgebiet gemessen werden muss. Die Daten werden zusammengetragen und erforderliche Maßnahmen festgelegt — etwa die Evakuierung eines Gebiets. Das geschehe aber selten, sagt der Oberbrandrat. Im Fall des Brandes bei Compo vor knapp zwei Jahren zog die Wolke nicht über Krefeld, aber durch Duisburg und ins Ruhrgebiet. „Dort hat es den größten Messeinsatz in der Geschichte des Landes gegeben“, berichtet Günther. Mit den Mitteln von heute wäre auch ein Einsatz wie die Havarie des mit Salpetersäure beladenen Frachtschiffes Stolt Rotterdam im Jahr 2001 anders begleitet worden, ist der Fachmann überzeugt: „Nur durch viel Glück stand der Wind günstig und ist nicht in Wohngebiet gezogen.“

Mit ihren Mitteln muss die Feuerwehr in der Regel eine Vorstellung davon haben, wonach sie suchen muss. Bei Bränden sind das etwa Blau- und Salzsäure oder Kohlenstoffmonoxid. Kräfte aus Mönchengladbach und Viersen — oder bei Bedarf aus ganz NRW — unterstützen die Krefelder. Gerade bei Unfällen mit Chemikalien — Krefeld ist Großstandort der chemischen Industrie und wird auch von vielen Gefahrguttransportern angefahren — kann schon mal unklar sein, mit welchem Stoff man es zu tun hat. „In solchen Fällen bekommen wir Unterstützung von Spezialeinheiten aus Köln oder Dortmund“, so Günther.