Welt aus Licht und Schatten

Shadowland ist eine Mischung aus Theater und Tanz. Am 9. Februar gastiert die Show im Krefelder König-Palast.

Krefeld. Ein Mädchen, das auf dem Weg zum Erwachsenwerden in einen Hund verwandelt wird und in einem Zentauren einen Seelenfreund findet — das passiert nur im Traum. Oder eben in Shadowland, der neuen Show des Pilobolus Dance Theatres, die im Februar auch nach Krefeld kommt.

Sie erzählt die Geschichte eines Teenagermädchens, das nach Unabhängigkeit strebt, sich aber gegen ihre Eltern nur schwer behaupten kann. Mit all ihren Gedanken und Sorgen verschwindet sie ins Land der Träume. So lange, bis sich plötzlich etwas hinter ihrer Schlafzimmerwand regt — ihr Schatten. Alles geht ganz schnell und plötzlich ist sie auf der anderen Seite gefangen. Ein Zurück gibt es nicht, also macht sich das Mädchen auf den Weg, auf dem sie viele Abenteuer erleben wird. Fast fällt sie verrückten Köchen zum Opfer, die sie lieber als Mahlzeit denn als Mädchen sehen würden. Sie trifft auf Blumen und Tiere, wird selbst in einen Hund verwandelt und stellt sich auch dieser Herausforderung.

Die Handlung an sich vermag es schon, einen Abend unterhaltsam und spannend zu füllen. Doch damit nicht genug. All die Pflanzen und Tier, sogar ganze Landschaften bestehen aus aufwendigen Schattenfiguren, die mit Hilfe einer großen Leinwand und dem richtigen Licht auf die Bühne gebracht werden.

Das ist das Außergewöhnliche an Shadowland. Eine Geschichte, die in Schattenbildern erzählt wird, hat es bisher mit Menschen noch nicht gegeben. Angefangen hat alles im Jahr 2006 mit einem Autohersteller, der bei Pilobolus anfragte, ob sie ein Auto darstellen könnten, ohne dass man ein Auto zeigt. Geboren war das erste Schattenobjekt. Ein Jahr später begeisterte die amerikanische Tanzkompanie während eines Auftrittes anlässlich der Oscar-Verleihung zahlreiche Zuschauer. Nach langem Experimentieren entstand schließlich Shadowland.

Wer sich selbst schon einmal daran versucht hat, Schattenfiguren zu erzeugen, beispielsweise im Licht einer Taschenlampe, der weiß um die Schwierigkeit, den richtigen Abstand zum Licht zu finden. Eine punktgenaue Abstimmung ist nötig, um Gegenstände oder Tiere nicht verzerrt wirken zu lassen. Für jede Szene, die bei Shadowland hinter der Leinwand stattfindet, müssen genaue Positionen eingehalten werden.

Shadowland besteht aber nicht ausschließlich aus Schattenspiel-Sequenzen. In gelungenem Wechsel bekommt der Zuschauer Tanzeinlagen zu sehen, die zum großen Teil aus Elementen des klassischen Balletts bestehen, modern und sinnlich interpretiert. Während die Schattendarbietungen im Grunde eine optische Täuschung sind, bilden die Tanzeinlagen den wunderschönen Kontrast dazu: Die jungen Tänzer zeigen in knappen Outfits, oftmals nicht mehr als hautfarbene Unterwäsche, wozu ihre trainierten Körper in der Lage sind. Fließende, harmonische Bewegungen ziehen auch den letzten Zweifler in ihren Bann. Die Tanzszenen muten federleicht an und lassen gleichzeitig erahnen, dass hierfür eine enorme Körperspannung, Disziplin und jahrelanges Training von Nöten ist. Nicht ohne Grund gehören zu Shadowland ausschließlich ausgebildete Tänzer mit langjähriger Erfahrung. Auch für Zuschauer in der Ferne strahlen sie eine große Sympathie und viel Dynamik aus.

Getragen wird das Stück von der Musik des amerikanischen Komponisten David Poe. Eigens für Shadowland hat er einen Soundtrack komponiert, der an den richtigen Stellen die passende Stimmung erzeugt. Treibende Popsongs, gepaart mit geheimnisvollen, exotischen Klängen oder rockigen Sounds untermalen die Geschichte passgenau.

Shadowland hat den Nerv der Zeit getroffen, dank moderner Tanz- und Musikelemente. Und dennoch strahlt das Stück etwas Vertrautes aus, durch das Spiel mit Licht und Schatten, mit dem wohl jeder in seinem Leben schon mal in Berührung gekommen ist.