Entwicklung Schülern fehlen Treffpunkte im Viertel

Cracau · Die Stadt beteiligt die Gesamtschule Kaiserplatz an der zukünftigen Entwicklung des Hardenberg- und Kronprinzenviertels

Mehrere Schülergruppen wie diese im Bild waren an dem Projekt beteiligt.

Foto: Stadt Krefeld

Dass es Probleme im Hardenberg- und Kronprinzenviertel gibt, machten die Schüler der Gesamtschule Kaiserplatz schnell klar. Zugleich betonten sie, dass sie grundsätzlich gerne in ihren Quartieren leben. Statt Schulunterricht hatten die Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren nun insgesamt zwei Doppelstunden lang die Gelegenheit, ihre Wünsche und Ideen für ihr zukünftiges Quartier bei der Stadt Krefeld zu platzieren.

Aktuell erarbeitet die Verwaltung ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für das Hardenberg- und Kronprinzenviertel. Dabei ist die Beteiligung der Bürgerschaft wie schon beim Pendant für den Bereich innerhalb der vier Wälle ein wesentlicher Bestandteil. Insbesondere junge Menschen sollen ein aktives Mitspracherecht bekommen. Die Gesamtschule Kaiserplatz hat die Verwaltung bewusst ausgewählt: Hier gehen rund 130 Kinder und Jugendliche zur Schule, die im Untersuchungsgebiet wohnen. „Damit die späteren Maßnahmen an die Bedürfnisse und Ideen der Bewohnerinnen und Bewohner angelehnt sind, ist der Einbezug der Menschen vor Ort wichtig. Wir möchten eine ehrliche Bestandsanalyse, die uns Chancen und Herausforderungen der Quartiere sichtbar macht. Damit haben wir beim ISEK ‚Vier Wälle‘ sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Kirsten Steffens, Abteilungsleiterin für Räumliche Entwicklung und Denkmalschutz. Sie fügt hinzu: „Die Beteiligungsverfahren an Schulen sind mir ein besonderes Anliegen, da wir hier einen unverfälschten Blick auf die Quartiere aus einer uns sonst eher verschlossenen Perspektive bekommen.“

Im Fokus steht das Gebiet zwischen Uerdinger Straße und Hansa-/Bahnstraße sowie Ostwall und Viktoriastraße. Das Hardenberg- und Kronprinzenviertel mit rund 9000 Bewohnern kennzeichnen auch städtebauliche und soziale Problemlagen. Die Gründe liegen in teils prekären Wohnverhältnissen, sanierungsbedürftigen Gebäuden und einem stellenweise unattraktiven öffentlichen Raum. Auf Grundlage des ISEK sollen dort künftig städtebauliche Impulsmaßnahmen und insbesondere auch Maßnahmen mit sozialem Schwerpunkt mithilfe von Fördermitteln umgesetzt werden.

Im Stadtteil wohnen besonders viele junge Menschen

Im Hardenberg- und Kronprinzenviertel leben im gesamtstädtischen Vergleich überdurchschnittlich viele junge Menschen. Zugleich aber würden konkrete Anlaufstellen und jugendgerechte Freizeitaktivitäten fehlen, so der einhellige Tenor der Schüler am Kaiserplatz. „Wirklich viele spannende Möglichkeiten haben wir in unserer Nachbarschaft nicht“, sagte eine Siebtklässlerin und erhielt prompt Zustimmung. Die Mehrheit der befragten Jugendlichen meidet es nach der Schule, sich mit Freunden im heimischen Quartier zu treffen. Sie zieht es im Zweifel eher in die Innenstadt oder gar in umliegende Kommunen. In dem offenen Austauschformat zeichnete sich beispielsweise auch ab, dass viele der befragten Schüler die Mediothek als beliebten Rückzugs- und Lernort nutzen. Deshalb brachten sie die Idee ein, eine ähnliche Institution im kleineren Format in direkter Wohnortnähe zu integrieren.

Auch ein ausgeweitetes Sportangebot mit entsprechend ausgebauter Infrastruktur würde den Alltag der jungen Bewohner im Hardenberg- und Kronprinzenviertel attraktiver machen, hieß es im Diskurs. Neben fehlenden Freizeitaktivitäten stellten die Jugendlichen ein weiteres Problem heraus: Müllverschmutzung und Sicherheit. „Eigentlich lebe ich gerne hier, aber es gibt einfach noch zu viele Menschen, die unsere Straßen rücksichtslos vermüllen“, meinte ein Schüler aus der neunten Jahrgangsstufe. Ein weiterer Jugendlicher plädierte wiederum für ein ansprechenderes Erscheinungsbild: „Ich finde, dass die Quartiere hier viel zu trist ausschauen. Wir bräuchten definitiv mehr Farbe in unseren Straßen.“

Die Stadt hat nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, die Bewohner des Hardenberg- und Kronprinzenviertels aktiv in den Prozess einzubinden, zum Beispiel mit einer Zukunftswerkstatt und einem Stadtteilarbeitskreis. Diese Beteiligung ergab bisher drei vordringliche Problemfelder: zu wenig Grünflächen, zu viele Autos, viele sanierungsbedürftige Gebäude. „Diese Themen haben bei den Schülern wiederum gar nicht so eine große Rolle gespielt. Dies zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Bedürfnisse und die Erwartungshaltung sind“, sagt Kirsten Steffens. Mit den Schülern der Gesamtschule Kaiserplatz hat sie verabredet, den Austausch zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen. Dann wird es bereits um konkrete Projekte gehen. Die Bestandsanalyse und das daraus resultierende Leitbild, die strategischen Ziele sowie Handlungsfelder für das Hardenberg- und Kronprinzenviertel sollen noch vor den Sommerferien der Politik vorgestellt werden.