Wenn die Einbrecher-Reise in Krefeld endet (mit Video)

Ab sofort geht die Polizei wieder mit Sperrungen gegen mobile Kriminelle vor. Die Autofahrer brauchen dafür Geduld.

Wenn die Einbrecher-Reise in Krefeld endet (mit Video)
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte!“ Den Autofahrern auf der Berliner Straße, die so begrüßt werden, tropft durch das heruntergelassene Fenster der Regen ins Auto. Einige müssen aussteigen und den Kofferraum öffnen — ihre Blicke passen zum Wetter. Die meisten Gesichter entspannen sich jedoch, sobald sich herumgesprochen hat, welchen Sinn die Aktion hat: Die Polizei jagt wieder Einbrecher.

Passend zum Beginn der düsteren Jahreshälfte hat die Polizei am Mittwoch wieder den Einbruchsschutz in den Fokus ihrer Arbeit gerückt. Dazu gehören auch vier Kontrollstellen auf Krefelds Zufahrtsstraße, an denen die Beamten reisende Kriminelle aus dem Verkehr ziehen wollen. Polizeisprecher Wolfgang Weidner definiert das Ziel: „Es muss sich rumsprechen, dass die in Krefeld keinen Erfolg haben.“

Der prüfende Blick der Polizeibeamten durchbohrt die Autos, die langsam durch die einspurige Kontrollstelle rollen. Auswärtiges Kennzeichen? Drei Männer im Wagen? Raus. Die Beamten wissen genau, worauf sie achten müssen. Weidner: „Dadurch, dass wir so eine gute Aufklärungsquote bei Einbrüchen haben, wissen wir mit der Zeit immer besser, welche Merkmale für uns wichtig sind.“

Die sind nicht für alle Autofahrer ersichtlich. Eine genervte Autofahrerin ist in die Kontrolle geraten. Sie zeigt sich verwundert: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass eine Mutter mit drei Kindern hier rausgewunken wird. Ich möchte weiter.“ Manchmal sind es gewisse Kennzeichen oder ganz bestimmte Fahrzeugtypen, bei denen Experten der Polizei die Augenbrauen hochziehen und den Wagen anhalten.

Dass auch das Kennzeichen alleine nicht alles verrät, wissen die Einsatzkräfte. Weidner berichtet: „Manche Einbrecher kommen extra mit ,sauberen’ Kennzeichen.“ Einmal hatten sich Täter extra in Lippstadt Wagen für ihre Einbruchstour geliehen. Doch in Krefeld endet öfters als anderswo der Brechstangen-Tourismus.

Stolz blickt Polizeipräsident Rainer Furth am Morgen bei der Einsatzbesprechung auf die Krefelder Aufklärungsquote bei Einbrüchen. Die lag 2013 bei 23,29 Prozent. Damit ist Krefeld Spitzenreiter bei den Großstädten in NRW. Zugeschrieben wird das der Arbeit der Einsatzkommission Dämmerung unter der Führung von Robert Lax. Das elfköpfige Team beschäftigt sich ausschließlich mit Einbrüchen in Krefeld.

Auch abseits der Straße übte die Polizei am Mittwoch Druck auf Kriminelle aus. Bei Hausdurchsuchungen an einschlägigen Adressen im Bereich der Dießemer Straße fanden sie einen Tresor und ein gestohlenes Rad.

„Bei dem Aufgebot müssten die Einbrecher dumm sein, wenn sie sich den heutigen Tag aussuchen“, sagt Weidner. 110 Beamte konzentrierten sich am Mittwoch auf die Einbrecherjagd. Weitere unangekündigte Aktionstage sollen für nachhaltige Verunsicherung sorgen. Die Bevölkerung bittet Weidner dabei um Verständnis. Die meisten Kontrollierten sind aber froh, dass die Polizei es in dieser Form auf Einbrecher abgesehen hat, gerade wenn sie nichts zu verbergen haben.

So wie der Mann, der einem Beamten seinen Kofferraum zeigt, in dem ein auffälliger Styroporbehälter liegt. Der Aufforderung zum Öffnen kommt er gerne nach: Schließlich ist er kein Einbrecher, sondern Pizzalieferant.