Wenn Einbrecher im Stau stehen
Mit großangelegten Kontrollen macht die Polizei Jagd auf Diebe und andere Sünder.
Krefeld. An diesem Mittwochabend wird für viele Autofahrer der Kampf der Polizei gegen Einbrecher offenbar — weil sie im Stau stehen. Nichts geht’s mehr auf der Gladbacher Straße in Höhe des Edelstahlswerks, weder stadteinwärts noch hinaus. Die Polizei hat jeweils zwei Spuren gesperrt und schaut in jedes Auto — um im besten Fall Einbrecher zu fassen.
Blaulichter sind aus der Ferne zu erkennen, mehrere Scheinwerfer lassen die Nacht zum Tag werden. Doch bevor man eigentlich weiß, was los ist, steht man auch schon im Stau. „Genau so soll es sein“, sagt Kriminalhauptkommissar Robert Lax. Der Leiter der Ermittlungskommission Dämmerung hofft, dass auch Diebe in den Stau fahren und nicht mehr wenden können.
Täter gleich nach dem Einbruch kann die Polizei zwar nicht fassen. Aber dass die Beamten durchaus einen Blick dafür haben, die „richtigen“ Autofahrer herauszuwinken, machen die Zahlen schon deutlich. Unter anderem werden zwei Männer überprüft, die wegen Wohnungseinbrüchen bereits bestens bekannt sind. Aktuell ist ihnen aber nichts vorzuwerfen, so dass sie fahren dürfen.
Doch die Kontrollen fördern auch noch anderes zu Tage. So zeigt sich, dass der mit vier jungen Männern besetzte Wagen mit britischem Kennzeichen auf dem Parkplatz neben TEW stehenbleiben muss. Denn keiner von ihnen — angeblich kommen sie aus Belgien — hat einen Führerschein dabei. Da nützt keine Diskussion mit den Beamten, dass sie kein Geld dabei haben: Der Wagen bleibt da.
Dass ein herausgewunkener Passat schnell in eine dunkle Ecke des Parkplatzes gelenkt wird, macht die Polizisten ebenfalls stutzig: Sie sehen, wie der Beifahrer flugs ums Auto geht und sich danach als Fahrer ausgibt. Aus gutem Grund: Der Mann, der tatsächlich am Steuer gesessen hat, hat keinen Führerschein. Insgesamt werden an diesem Abend vier Fahrer erwischt, die keine Fahrerlaubnis (mehr) haben.
Auch der Zoll ist, wie häufig bei Verkehrskontrollen, beteiligt. Insbesondere geht es um Bekämpfung der Schwarzarbeit. Vor Ort kann online überprüft werden, ob jemand arbeitslos gemeldet ist und Sozialleistungen bezieht. „Viele sagen uns, sie arbeiten erst seit heute. Diese Ausrede hören wir besonders häufig“, sagt Zollsprecher Alwin Bogan. Manche Behauptung könne allerdings erst später im Büro überprüft werden. Bei anderen wiederum könne man daran fühlen, dass sie nicht stimmen, aber nichts nachweisen. So melden insbesondere aus dem osteuropäischen Raum stammende Handwerker hier für 25 Euro ein Gewerbe an, um dann unter Umgehung des Mindestlohns wie ein Arbeitnehmer eingesetzt zu werden. Das ist verboten. „Wir haben festgestellt, dass solche ,Unternehmer’ besonders gerne in der Bahnhofsgegend leben. Erst kürzlich hatten wir einen Fall, in dem es 83 Gewerbeanmeldungen für eine Zwei-Zimmer-Wohnung gab“, so Bogan. Konkretes nachweisbar war aber nicht.