Handel Wie Fressnapf zehn Prozent Plus gemacht hat

Krefeld · Das Handelsunternehmen mit Sitz an der Westpreußenstraße hat seinen Umsatz auf knapp 2,3 Milliarden Euro gesteigert und verdankt dies unter anderem französischen und polnischen Tierfreunden.

Unternehmensgründer Torsten Toeller präsentierte die Jahresbilanz der Fressnapf-Gruppe am Mittwoch.

Foto: Fressnapf Holding SE/Yvonne Ploenes

Die wichtigere Zahl ist die kleinere. Fressnapf hat seinen Jahresumsatz 2019 um 9,7 Prozent gesteigert, „flächenbereinigt“ waren es 6,1 Prozent. Flächenbereinigt meint in diesem Zusammenhang Umsätze auf den Flächen, die schon vor dem Geschäftsjahr bestanden haben, und schließt die Umsätze aus, die schlicht dadurch hinzugekommen sind, dass Fressnapf neue Filialen eröffnet hat. Mit 6,1 Prozent lag der Wert im vergangenen Jahr doppelt so hoch wie 2018. Insgesamt wurden 2,3 Milliarden Euro umgesetzt. Die wesentlichen Ursachen für die Steigerungen im Überblick:

Internationales Geschäft Es gibt nun 1630 Fressnapf-/Maxi-Zoo-Märkte, weil das Unternehmen im vergangenen Jahr 68 neue Standorte eröffnet hat. Den Großteil der dazugehörigen Feierlichkeiten beging es in den zehn Ländern, in denen das Unternehmen außerhalb Deutschlands tätig ist. Knapp die Hälfte der Eröffnungen gab es allein in Frankreich, dort ist das Umsatzplus auch das zweithöchste (rund 30 Prozent). Spitzenreiter ist Polen, auch in Ungarn und Italien liegt der Zuwachs im zweistelligen Bereich. Das Plus fiel im internationalen Geschäft deutlich höher aus als im nationalen.

Digitalisierung Dass sich der Handel verändert, zeigte schon der Ort, an dem Fressnapf-Gründer und -Inhaber Torsten Toeller mit seinen Kollegen die Geschäftszahlen präsentierte: im Düsseldorfer Medienhafen. Dort hat Fressnapf vor einem guten Vierteljahr eine Büro-Etage eingerichtet (eine zweite kann bei Bedarf folgen), um die IT-Spezialisten und das Marketing zusammenzuziehen. Dort geht es um Daten, um Programme und Kundenansprache. Der Sitz in der Landeshauptstadt soll „internationalen Charme“ ausstrahlen, um auf dem hart umkämpften Markt der digital-affinen Arbeitskräfte möglichst attraktiv zu sein.

Dabei werden nicht Daten als „das neue Gold“ betrachtet, sondern das Verstehen der Daten. Fressnapf will alle Bedürfnisse der Kunden von der Suche eines Haustiers bis zum Leben damit kennen und dazu möglichst alles anbieten. Das meint ebenso Informationen und Dienstleistungen wie Produkte. Das kann künftig auch bedeuten, dass das Unternehmen neue Felder betritt oder neue Kooperationen eingeht. Toeller deutete an, dass der Gesundheitssektor so ein Feld sein könnte.

Online-Handel Das Geschäft im Internet ist die Unternehmensgruppe auch mit Blick auf die Franchise-Nehmer verhältnismäßig bedächtig angegangen. Das ändert sich nun merklich. Der Online-Umsatz hat im vergangenen Jahr die Marke von 100 Millionen Euro geknackt, das Wachstum liegt bei 21,4 Prozent.

Die erwähnten Technik- und Marketing-Spezialisten des Hauses haben im Online-Handel bereits ein für sie wichtiges Experiment durchgeführt. Sie haben Bestellungen, die übers Internet kamen, anhand der Postleitzahlen an Märkte in der Nähe weitergeleitet. Dort wurden die Waren dann „von Hand“ eingepackt und zum Kunden gebracht. In einem Fall sei die Ware 40 Minuten nach der Bestellung bei der Kundin gewesen, hieß es bei der Vorstellung der Zahlen am Mittwoch in Düsseldorf. Ziel ist es, alle Kombinationsmöglichkeiten von online oder im Markt bestellen und nach Hause geliefert bekommen oder im Markt anschauen und abholen anzubieten.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, welche Lösungen Fressnapf für die so genannte letzte Meile findet, also wie die Produkte am Ende zu den Kunden transportiert werden. Fahrradkuriere sind ein möglicher Partner, damit Lieferfahrzeuge nicht durch Staus Zeit verlieren und höhere Kosten verursachen.

Exklusivmarken Torsten Toeller nennt die 16 Marken, die es ausschließlich bei Fressnapf gibt, „Schutzschild“. Es geht darum, die damit verbundenen Produkte so beim Kunden zu etablieren, dass Fressnapf sich an diesen Stellen nicht in den Preiskampf begeben muss, den es an vielen anderen Stellen im Einzelhandel gibt. Das Konzept ging 2019 ganz offensichtlich auf, denn mit den Exklusivmarken setzte das Unternehmen erstmals mehr als eine Milliarde Euro um. Das macht also knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Fünf der genannten Marken lagen jeweils bei mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz.