4500 Krefelder verdienen zu wenig zum Leben
Veranstaltungsreihe in der Fabrik Heeder und im Arbeitslosenzentrum soll Wege aufzeigen, wie Arbeit wieder „gut“ wird.
Krefeld. Fast vier Millionen Euro pro Jahr müssen Krefelder Steuerzahler aufbringen, um sogenannte Aufstocker zu finanzieren. Monatlich sind dies 330 000 Euro an Zuschüssen für 4500 Menschen, deren Lohn nicht zum Lebensunterhalt reicht.
Die Zahlen legt Ralf Köpke, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, im Arbeitslosenzentrum (ALZ) am Westwall vor. Das sei, so Köpke, „nichts anderes, als ein staatlich gefördertes Kombi-Lohn-Modell.“
Diese Zahlen passen irgendwie gar nicht in die Mainstream-Themen rund um den Aufschwung. Das Krefelder Sozialbündnis, dem neben dem DGB eine Reihe von sozial- und kirchlichen Verbänden, sowie links ausgerichtete Organisationen angehören, setzt auf Gegenöffentlichkeit.
Mit einer Veranstaltungsreihe ab kommendem Dienstag will das Bündnis darüber debattieren, welche Ideen es gibt, die heutige Arbeitswelt in Richtung einer „guten Arbeit“ zu verändern. Bis zum 20. Oktober werden namhafte Referenten mit unterschiedlichen Schwerpunkten in sechs öffentlichen Veranstaltungen vortragen.
Auch die Leiharbeit wird ein Thema der Veranstaltungen sein. Diese verdienen laut DGB rund 30 Prozent weniger als fest angestellte Kollegen. Derzeit gebe es in Krefeld knapp 8000 Leiharbeiter, deren Bruttoverdienst bei 1300 Euro liege. Dagegen seien die Unternehmer- und Vermögenseinkommen in den letzten zehn Jahren um 45 Prozent gewachsen und damit dreimal so stark wie die Arbeitnehmerentgelte.
Einig ist sich das Sozialbündnis in der Forderung nach einem auskömmlichen Grundeinkommen und Mindestlöhnen, wie Elisabeth Brack von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) betont.
Werner Fleuren vom ALZ macht darauf aufmerksam, dass sittenwidrige Arbeitsverträge zunehmen ebenso wie sittenwidrige Entlohnung. Dagegen gelte es, die Interessenvertretungen der Arbeitnehmer zu stärken.