Ein beeindruckter Minister bei Siempelkamp

Guntram Schneider informiert sich bei Siempelkamp über Ausbildung und Produktion.

Krefeld. Hans W. Fechner lässt es sich nicht nehmen, seinen Gast im Club-Car durch das weiträumige Werk an der Siempelkampstraße zu kutschieren. Das vom Sprecher der Geschäftsführung gesteuerte und von Golfplätzen bekannte Minifahrzeug erspart Guntram Schneider den zeitaufwendigen Fußmarsch.

Beeindruckt zeigt sich der NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales von den vollen Auftragsbüchern bei Siempelkamp, der weltweiten Expansion und den vielen Innovationen in Maschinen- und Anlagenbau, Guss- und Nukleartechnik. Imponierend für ihn unter anderem die Besichtigung der weltgrößten Handformgießerei mit der Produktion von Mühlsteinen.

Als Beispiel stellt Fechner ein Großgussteil vor, das als Presswerkzeug mit 6000 Tonnen Presskraft für die Dillinger Hütte gefertigt und 2010 über Rhein, Mosel und Saar dorthin transportiert wurde. Mit Interesse verfolgt Schneider auch die Projekte, die das mittelständische Krefelder Unternehmen beim Rückbau von Kernkraftwerken im Auge hat.

Die politische Entscheidung, sich aus dieser Technologie zurückzuziehen, ist laut Fechner kein Nachteil. Er rechne damit, etwa 400 Castor-Behälter liefern zu können, um darin Brennelemente der abgeschalteten Kraftwerke zu transportieren.

Schneider berichtet vom Rückbau der Anlage in Stade und erinnert daran, dass es deutsche Top-Unternehmen sind, die an diesen Aufträgen dank überlegener Technik beteiligt sind. Und nimmt interessiert zur Kenntnis, dass Siempelkamp mit der Fertigung von Windmühlenflügeln auch bei der alternativen Energiegewinnung durch Windkraftanlagen die Hände im Spiel hat.

Hellhörig wird der Minister, als Fechner von der starken Expansion der Conti-Roll-Anlagen berichtet. Der Weltmarktführer in der Herstellung von Pressen für die Holzwerkstoffindustrie beklagt allerdings Finanzierungsumwege über ausländische Banken, etwa bei Geschäften in Russland, Weißrussland und Karelien, wo Siempelkamp gerade ein großes Werk baut.

Schneiders Empfehlung zu einem Gespräch mit Europa-Ministerin Angelica Schwall-Düren, die gerade mit diesem Thema beschäftigt sei, greift Fechner sofort auf. Das Unternehmen denke auch über eigene Niederlassungen in diesen Ländern nach.

Ganz in seinem Element zeigt sich Schneider, als das Gespräch auf die Aus- und Fortbildung gelenkt wird. „Das ist der Dreh- und Angelpunkt“, sagt er im Hinblick auf den Fachkräftemangel. Sorgen bereiten ihm vor allem die Jugendlichen, die nicht ausbildungsreif und qualifiziert seien für anspruchsvolle technische Berufe.

Schneider: „Wir müssen uns auch um diese Jugendlichen kümmern und gerade Menschen mit Migrationshintergrund im ersten Arbeitsmarkt unterbringen. Das kann sonst zur Zeitbombe werden.“ Sein Vorschlag: ein Vorschaltjahr für Hauptschüler. Ein anderer: Ganztagskindergarten und Heranführung an Naturwissenschaften.

Fechner: „Wir bilden mit derzeit 64 Jugendlichen über den Durst aus.“ Den Führungskräftenachwuchs, speziell an Ingenieuren, decke man über die bundesweite Zusammenarbeit mit Hochschulen.

In den nächsten fünf Jahren sieht er noch keine keine größeren Personalprobleme, danach schon. Möglicherweise müsse dann — auch in anderen Firmen — über neue Anreize nachgedacht werden.