Arbeitsplätze: Das Zittern im Chemiepark geht trotz Kraftwerk-Ja weiter
Der DGB zeigt Solidarität mit den Mitarbeitern am Standort Uerdingen im Kampf um die Arbeitsplätze.
Krefeld. "Ihr verpestet unsere Kinder!" Solche und ähnliche Vorwürfe müssten sich Mitarbeiter der Firmen des Chemieparks immer wieder von Chemiegegnern anhören, beklagt der Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ralf Köpke. Persönliche Angriffe dieser Art kämen zur Angst um die Arbeitsplätze noch hinzu. Seit der Ratsentscheidung pro Kohlekraftwerk sei diese Angst zumindest etwas kleiner geworden, aber andere wichtige Standortentscheidungen stünden noch aus. "Auch die von einem Gericht vorerst untersagte Genehmigung der CO-Pipeline liegt uns allen schwer im Magen." Es drohe die Abwanderung des Geschäfts nach Antwerpen.
Zur Unterstützung der regionalen DGB-Verbände und der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter des Chemieparks war DGB-Landeschef Guntram Schneider angereist. Mit 70 Prozent der Belegschaft sei hier ein besonders hoher Anteil Mitglied in der Chemiegewerkschaft (IG BCE). Er berichtete von einer Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern, Verbänden und Gewerkschaften auf Landesebene, um Widerstände gegen Industrieprojekte mit Hilfe von Daten und Zahlen aufzubrechen. So gebe es nach dem Ja zum Kohlekraftwerk in Krefeld zwar Erleichterung, aber keine Entwarnung, da noch juristische Nachspiele zu erwarten seien.
Am gestrigen Morgen tagten im Chemiepark zunächst die DGB-Verantwortlichen und die Betriebsratsvorsitzenden der ansässigen Unternehmen. Anschließend wurden die rund 80 Betriebsräte der Firmen informiert. Zustimmung erhielt Chemiepark-Chef Stefan Dresely, der eine Allianz von Industrie, Wirtschaftsorganisationen, Verbänden und den Beschäftigten vorgeschlagen hat. Die Bündnispartner sollen in einer Art konzertierter Aktion nach außen auftreten. "Wo wird denn investiert und Umweltschutz täglich praktiziert?", fragte Currenta-Betriebsratsvorsitzender Detlef Rennings und antwortete selbst: "Hier!"
Stellvertretender DGB-Bezirksleiter Norbert Pass lieferte dazu Argumente: Die Firma Tronox, die ums Überleben kämpfe, brauche allein über die Hälfte des im Werk produzierten Dampfes, und eine gemeinsame Energielösung zwischen allen Nutzern käme kostengünstiger. Außerdem stehe der Chemiepark für eine Kaufkraft von 230 Millionen Euro pro Jahr in der Region, und auch die Auswirkungen auf Einzelhandel, Zulieferer und Dienstleister seien bei Verhinderung von Großinvestitionen unübersehbar.
"Wir haben auch Kraftwerks- und andere Gegner in unseren Reihen", gestand Köpke. "Aber wir kommen nach Diskussion zu klaren Mehrheiten und unterstützen die Kollegen am Industriestandort Krefeld."