Berufsrückkehr: „Die warten ja nicht auf mich“
Wenn Mütter nach der Elternzeit zurück in ihren Beruf möchten, liegen oft eine Menge Steine im Weg. Das Projekt „Return“ hilft den Frauen mit Weiterbildungskursen.
Krefeld. Als Produktmanagerin eines großen Unternehmens hat Arlette Harms viel Anerkennung erfahren. "Es war ein guter Job, aber mein Mann und ich wollten gerne Familie." Heute ist die 41-Jährige Mutter von vier Kindern zwischen zwei und sieben Jahren. Ein Job, der keinesfalls weniger Anerkennung verdient. Doch die gelernte Übersetzerin möchte zurück ins Berufsleben.
"Ich muss und möchte etwas tun. Ich habe immer mein eigenes Geld verdient", sagt Harms. Den Kontakt zu ihrem Arbeitgeber hat sie gehalten, "doch hat sich mein Bereich im Unternehmen zwischenzeitlich aufgelöst". Nun muss sich Harms umorientieren. Allerdings weiß sie: "Die warten da draußen nicht auf mich. Ich muss etwas präsentieren." Um wieder ans aktive Berufsleben anzuknüpfen, bildet sie sich weiter - auf Eigeninitiative, aber mit Gleichgesinnten.
"Return" heißt das Projekt, das vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales finanziert wird, und Harms die Rückkehr in die Gruppe der Erwerbstätigen ermöglichen soll. Neben Einkaufen, Bügeln oder Kochen steht auf ihrem Stundenplan seit ein paar Wochen daher Windows, Power Point und Excel.
Je mehr ihre Kenntnisse wachsen, desto größer wird auch ihr Selbstbewusstsein: "Ich lasse mich von einem künftigen Arbeitgeber sicher nicht mehr mit jedem Job abfertigen, nur um arbeiten zu können." Dies beobachten Bettina Baldauf und ihre Kollegin Mechthild Latussek, Leiterinnen der Krefelder IMBSE-Niederlassung, bei fast allen Kurs-Teilnehmerinnen. "Wenn man nur noch mit den Kindern zuhause ist, verlernt man nicht nur fachliche Dinge, sondern auch ein Stück weit professionelles Auftreten und seine Rolle, die man am Arbeitsplatz hatte."
Die meisten Frauen unterschätzten sich daher, wissen Baldauf und Latussek und setzen genau hier an: Bei Return steht nicht die sachlich-fachliche Ebene im Vordergrund. "Durch die Beratungsgespräche und die Auffrischungskurse wollen wir den Frauen Mut machen, wir schubsen sie sozusagen an, sich wieder in den Beruf zu wagen", sagt Baldauf. Den Alltag einer Familie zu managen, verlange schließlich viele Ressourcen und Qualitäten, die sehr wohl auch in der beruflichen Praxis hilfreich seien.
Die meisten Return-Frauen sind hoch qualifiziert: "Wir haben Betriebswirtinnen, Architektinnen, Bürokauffrauen oder Fremdsprachenkorrespondentinnen", zählt Latussek auf. Die Kurse finden vormittags, manchmal auch abends, eben zu familienfreundlichen Zeiten statt, denn die Kinderbetreuung muss von den Frauen in dieser Zeit selbst sicher gestellt werden.
Während Baldauf und Latussek bemüht sind, die Zukunftsängste der Kursteilnehmerinnen bestmöglich zu zerstreuen, wachsen ihre eigenen von Tag zu Tag: "Der Förderzeitraum unseres Projektes endet Ende des Jahres", sagt Baldauf. Die politischen Schwerpunkte hätten sich geändert. Mit Einführung der neuen Elternzeitregelung stehe nun stärker das Thema Familie statt Frauen auf der Tagesordnung. Überleben könne das Returnprojekt höchstens durch die Unterstützung regionaler Unternehmen, die Interesse daran haben, ihre gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen auf dem aktuellen Stand der Unternehmensabläufe zu halten. Auch Kooperation mit anderen Anbietern wie der Agentur für Arbeit seien denkbar.
"Aber das besondere an uns ist, dass wir für die Frauen Anlaufstelle sind, die weder beim Arbeitsamt noch sonst irgendwo gelistet sind", so Latussek. Berufsrückkehrerinnen sind nun ’mal nicht organisiert. Ihrem Arbeitgeber hat Harms schon von ihrer Fortbildungen erzählt: "Das ist gut angekommen", freut sie sich und hofft auf eine Chance.