Besuch aus der Hochschule: Tipps zum Traubenzucker

Studenten der Hochschule Niederrhein machen bei Dextro Energy Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsabläufe.

Krefeld. Theorie und Praxis eng verzahnen. Das ist ein guter Weg, um Schüler und Studenten auf das spätere Berufsleben vorzubereiten. Studenten des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Niederrhein (HN) in Mönchengladbach haben auf der Grundlage ihres theoretischen Wissens nun Praxisluft bei Dextro Energy geschnuppert.

Beim Krefelder Hersteller von Traubenzuckerprodukten rochen sie dabei jedoch nicht nur die Zusatzstoffe Johannisbeere und Zitrone. Sie machten Vorschläge zur Optimierung von Produktions- und Logistikvorgängen, die Fachleute ins Staunen brachten.

Bevor die sechs Studenten, fünf Frauen und ein Mann, ihren mehrwöchigen Ausflug in die Praxis starten konnten, mussten sie jedoch Schmuck und Uhren ablegen. „Als ,Ersatz‘ bekamen wir weiße Schutzkleidung vom Scheitel bis zur Sohle“, berichtet Megi Xhiani, die albanisch-stämmige Sprecherin des Teams mit einem Lächeln. „Wir haben dann in der ersten Zeit sehr viel gefragt, um uns einen Überblick über die Arbeitsabläufe zu verschaffen.“

Gut sei es gewesen, dass alle Mitarbeiter — einschließlich des stellvertretenden Geschäftsführers Stefan Harms — für die vielen hundert Fragen aufgeschlossen gewesen seien, erklärt die 24-Jährige weiter. „Wir wurden sehr gut aufgenommen.“ Harms kann das nur bestätigen: „Wir waren neugierig auf die jungen Leute. Wir wollten sie unterstützen und sie während der laufenden Produktion machen lassen.“

Es ist nicht das erste Projekt, das Andreas Syska, Professor für Produktionsmanagement der Hochschule Niederrhein, mit den Studenten durchführt. Für ihn ist es wichtig, dass die Gruppe die Projektarbeit vor Ort vorlesungsbegleitend absolviert und bewältigt. „Wir müssen den Studierenden das Vertrauen geben und sie befähigen, dass sie durch ihr Wissen die Aufgabenstellung schaffen“, erklärt er.

Die Studenten arbeiteten in den Bereichen Produktion und Logistik. „Lean Production“ ist hier das Zauberwort, ein über Jahrzehnte gewachsenes und bewährtes Erfolgskonzept japanischer Automobilhersteller. Xhiani: „Die Firma Toyota nimmt auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle ein. Im Rahmen einer Projektarbeit ist dort erstmalig eine Lean Production erfolgreich umgesetzt worden.“

„Lean“ bedeutet „mager“ und wird im Zusammenhang mit der industriellen Produktion als „schlanke Produktion“ übersetzt. Damit ist gemeint, dass erheblich weniger an Personal, Zeit für die Entwicklung neuer Produkte, Produktionsfläche, Investitionskapital, Lagerbeständen und Nacharbeit aufgrund von Qualitätsmängeln benötigt wird.

Die Studenten setzen dies mehr als gut um. Beispielsweise regten sie für die „Mischerei der Zukunft“ an, durch farbige Kugeln Bedarf und Menge eines für die Produktion fehlenden Stoffes schnell und klar zu verdeutlichen und Verschwendung zu vermeiden. Exakt genormte Messbecher machen darüber hinaus das aufwendige Wiegen überflüssig, Rollwagen ersparen Wege. „Es sind einfache Dinge, die die Abläufe erleichtern“, lobt Bernd Holtmanns, Leiter im Bereich Produktion und Technik, die Studenten.

Um die Wege zu optimieren, wurden Vorschläge für die Verbesserung der Taktzeiten gemacht. Hier steht als Grundvoraussetzung ein „One-Piece- Flow“, ein unterbrechungsfreier Materialfluss, der jedoch nicht so leicht umzusetzen sei, erklärt Horst Metz, Leiter des Bereichs Logistik.

In Zahlen ausgedrückt haben die Studierenden Vorschläge für 40 Prozent weniger Materialverschwendung gemacht, eine Streckenersparnis von 251 Kilometern im Jahr erarbeitet und eine Ersparnis von 65 Arbeitsstunden angeregt. Insgesamt ergeben sich daraus Einsparungen in Höhe von rund 110.000 Euro.