Chemiepark Currenta wartet auf ein Signal
Der Chemiepark-Chef wünscht sich ein klares Bekenntnis der Stadtspitze zum Industriestandort.
Krefeld. Es gibt Themen, die den Chemiestandort Uerdingen beeinflussen. Dazu gehört das geplante Kraftwerk oder die Kohlenmonoxid-Pipeline, die immer noch nicht in Betrieb ist. Aber was Chemiepark-Leiter Ernst Grigat viel mehr umtreibt, ist die Haltung der Stadt zum Standort: „Der Wert der Industrie wird in Krefeld möglicherweise unterschätzt.“ Ihm fehlt das klare Bekenntnis, dass man eine Stadt mit Industrie ist und auch bleiben will.
Grigat glaubt, dass dieses Bewusstsein in Uerdingen durchaus vorhanden ist und über die Mitarbeiter des Chemieparks auch weitergetragen wird. Mit dem Büro am Uerdinger Markt und der Mitarbeit in der Initiative „Zukunft durch Industrie“ arbeite man für diese Akzeptanz. „Wir müssen in Krefeld gut verankert sein, dann kann man über alles andere sprechen. Und wenn man sich etwas ganz anderes vorstellt als den Chempark, dann müssen wir auch darüber reden“, sagt Grigat.
Der Chemiepark-Chef macht dies zum Beispiel daran fest, dass der Rat sich in den vergangenen Jahren kaum mit dem Thema Industrie befasst habe. Dies wirke sich auch auf den Standort insgesamt aus, der als Wirtschaftsfaktor überhaupt nicht auf der Landkarte auftauche.
Grundsätzlich hält Grigat aus Currenta-Sicht den Standort Uerdingen für okay. „Die Lage muss so bleiben, dass wir mit neuen Anlagen oder Erweiterungen genehmigungsfähig bleiben“, betont er. Das gelte auch für das Projekt Rheinblick. Derzeit sehe man in den Plänen ein Risiko für den Standort: „Ob man das ausräumen kann, muss die Diskussion zeigen.“
Beim Thema Energie sieht Grigat auf nationaler Ebene keinen Nachteil für Uerdingen, da alle Unternehmen von den Folgen der Energiewende betroffen sind. Auf internationaler Ebene sehe das schon anders aus. Das im Uerdinger Chemiepark zusammen mit dem Stadtwerkeverbund Trianel geplante Gasturbinenkraftwerk sei für Currenta nach wie vor der Plan A.
„Wir haben investiert, wir haben vorbereitet. So lange wir hinreichende Realisierungsmöglichkeiten sehen, halten wir — genau wie Trianel — an dem Projekt fest.“ Durch die politischen Rahmenbedingungen sei das Kraftwerk derzeit nicht wirtschaftlich. Deshalb greift zunächst Plan B: Um die Versorgung mit Dampf sicherzustellen, werden die eigenen Anlagen zur Dampferzeugung erneuert.
Die CO-Pipeline zwischen Dormagen und Uerdingen sieht Grigat als einen der Bausteine des Standortverbundes Leverkusen, Dormagen, Uerdingen. Dormagen habe mehrere große Anlagen zur Herstellung von Kohlenmonoxid, die Kapazität würde auch für Uerdingen ausreichen. Das sei kostengünstiger als die kleinere Anlage in Uerdingen. Aber die Leitung geht derzeit noch den Weg durch die gerichtlichen Instanzen.
Ein Riesenproblem — nicht nur für den Chemiepark in Uerdingen — sieht Grigat hingegen in der Verkehrssituation in NRW und den damit verbundenen Stauzeiten. Das bedeute mehr Kosten und mehr Aufwand. Dies treffe vor allem die Logistiker, aber auch die Mitarbeiter, die auf dem Weg zur Arbeit oder zu Terminen immer mehr Zeit einplanen müssten.
„Für den Standort Uerdingen rechnen wir mit einem sechsstelligen Betrag an Mehrkosten“, sagt Grigat zur problematischen Verkehrssituation. „Eine weitere Verlagerung auf die Bahn oder die Wasserstraßen, als wir sie ohnehin machen, geht nicht mehr.“