Wirtschaft Die Arbeit in den Finanzämtern ist noch nicht effizient genug
Kritik der Steuerberater. Absage vom Finanzminister.
Krefeld. Da war Improvisationstalent im Hexagon gefordert, denn der Hauptredner des Diskussionsabends konnte nicht kommen. Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Fachanwälte Steuerrecht erwarteten Neues zum Thema „Steuerfragen in Bund, Land und Kommune. Die steuerberatenden Berufe im Wandel der Gesetzgebung“. Auf Einladung des Krefelder Landtagsabgeordneten Uli Hahnen sollte der Finanzminister des Landes NRW, Norbert Walter-Borjans, über „Kontingentierungsverfahren und die Zusammenarbeit mit Steuerberatern und Finanzverwaltung“ sprechen. „Erst gegen 16.30 Uhr habe ich von der Absage erfahren“, berichtete Reinhard Vermolen, Präsident der Steuerberaterkammer Düsseldorf.
Doch es gab auch ohne Input eines Ministers genügend Stoff für die anwesenden Damen und Herren. Bürgermeister Frank Meyer übernahm die Begrüßung und gab für die auswärtigen Gäste einen kleinen Einblick in die Wirtschaftslage Krefelds. Dann kam Vermolen zum Thema Fristen beim Finanzamt: „Verlängerungen wie in Griechenland gibt es hier nicht!“
Er stellte vor allem die Nachteile des Datums 28.2. des Zweitfolgejahres als Frist für alle dem zurzeit in NRW praktiziertem Kontingentierungsverfahren gegenüber, bei dem über mehrere Termine verteilt bestimmte Kontingente an Steuererklärungen dem Finanzamt abgegeben werden. Vermolen sagte, dass Finanzminister Walter-Borjans mit dem derzeitigen System in NRW zufrieden sei und es anzustreben sei, dieses Verfahren auch bundesweit durchzusetzen.
Aus dem Publikum kamen Anmerkungen, dass man im Finanzamt auch keine Fristen für die Arbeit der Verwaltung kenne. „Wie wäre es eigentlich mit einem Verspätungszuschlag vom Finanzamt?“ wurde in die Runde geworfen. Dieser Vorschlag fand breite Zustimmung. An effizienter Arbeitsweise scheint es in den Ämtern auch zu mangeln, wie die Steuerberater aus ihrer Praxis berichteten.
Sie würden in Schulungen ihrer Mitarbeiter Zeit und Geld investieren — insbesondere in der elektronischen Verwaltung. „Doch dann passiert es, dass neben den elektronischen Daten vieles noch einmal in Papierform nachgeschickt werden muss“, so Carsten Nicklaus, Vorstandsmitglied der Steuerberaterkammer und für Krefeld zuständig. Für ein modernes Dokumentenmanagement seien noch einmal Zeiten von zehn Jahren nötig, habe er von Finanzbeamten gehört. „Doch ein bisschen Griechenland!“ meint Nicklaus.