Entsorgung: Am Ende eine Spur von Gold

Seit über einem Jahr wird in Krefeld das Elektronikgeräte-Gesetz in die Praxis umgesetzt. Die Bürger nehmen Sortierung an.

Krefeld. Ein ruhiger Vormittag am Wertstoffhof der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld (GSAK) an der Idastraße in Linn. Helmut Müller hat die Rückbank seines Kombi umgeklappt und bringt mit seiner Frau diverse Abfallsorten an diesem Tag vorbei - Grünes aus dem Garten und eine Tüte ausgedienter Elektrokleingeräte aus dem Haushalt. "Klar weiß ich, dass es seit letztem Jahr die getrennte Sammlung von Elektro- und Elektronikgeräten gibt." Die EU hatte auf das Elektronikgerätegesetz (ElektroG) gedrängt. Auf der einen Seite sollen so Wertstoffe einer Wiederverwertung zugeführt werden, andererseits Deponien und Verbrennungsanlagen von giftigen Stoffen entlastet werden. Denn die enthält Elektronik-Schrott ebenso wie Edelmetalle - etwa Gold und Silber.

GSAK-Mitarbeiter wie Siegfried Grassen sorgen dafür, dass alle Teile in die für sie bestimmten Container kommen: Großgeräte wie die Spülmaschine in den für "weiße Ware", der kaputte Fön in den für Kleingeräte, der Alt-Kühlschrank wegen seines FCKW-Gehaltes in einen dritten. Getrennt wird auch die Fraktion der Informations- und Telekommunikationsgeräte: Computer- und TV-Monitore von Rechnern, Drucker, Stereoanlagen und die alte Tonband-Maschine.

Holger Funke von der GSAK stellt nach gut einem Jahr Praxis fest, dass sich das Erfassungssystem in Krefeld "gut etabliert" habe. In nur zwölf Monaten registrierte er 19 657 Anmeldungen von Elektronik-Schrott über die Sperrmüll-Rufnummer. Wieviel der 3500 monatlichen Wertstoffhof-Nutzer PCs oder TV-Geräte direkt angeliefert haben, das entzieht sich seiner Kenntnis, denn die Anlieferer werden nicht einzeln registriert. Immerhin füllten die Krefelder in einem Jahr 194 Container mit Elektro- und Elektronikgeräten - allein 83 davon mit Computern und Fernsehern.

Sie alle landen in der im Juli 2006 fertiggestellten Verwertungsanlage der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) in Grevenbroich, einer 100-prozentigen Tochter der Stadtwerke Krefeld und einer Schwester der GSAK - Überbleibsel der früheren RWE Umwelt West. 180 Hände im Zwei-Schicht-Betrieb und diverse Maschinen sortieren und zerlegen in mehreren Gängen die Geräte. 27 000 Tonnen kann die Anlage pro Jahr leisten. Pro Kopf und Jahr werden vier Kilo Elektroschrott kalkuliert - für Krefeld knapp 1000 Tonnen.

Am Ende bleiben elf Wertstoffgruppen übrig - Kunststoffe, Eisenmetall und andere Metalle -, die wieder in den Wirtschaftskreislauf geschickt werden. 14 Tonnen Elektrokleingeräte enthalten eine Tonne Kupfer. Um diese Menge bergmännisch zu fördern, müssten 1000 Tonnen Gestein abgebaut werden. Und ein paar Dutzend Heimcomputer und HiFi-Anlagen enthalten am Ende ein Gramm reines Gold, für das in einer afrikanischen Mine zwei Tonnen Geröll gefördert, zermahlen und gesiebt werden müssten.

Kehrseite der Medaille sind die Schadstoffe: Akkus, Photozellen, Kondensatoren und Relais enthalten ein Cocktail aus Substanzen wie Cadmium, Blei, Quecksilber und Polychlorierte Biphenyle. In Kühlgeräten kommt noch der Ozonkiller FCKW hinzu. Und jede TV-Bildröhre ist mit einem Pulver beschichtet, das neben Kalium, Schwefel, Zink, Blei, Barium und Cadmium auch Spuren von Quecksilber enthält. Diese Beschichtung wird aufwändig abgesaugt und wandert in eine Untertage-Deponie.

So funktioniert’s: Große Elektro-Altgeräte (Herde, Waschmaschinen, Fernseher, Kühlgeräte, HiFi-Anlagen, PCs, Staubsauger, Trockner) werden beim Bürgertelefon der GSAK (02151/500 387) angemeldet und zu einem vorgegebenen Termin abgeholt. Kleine Geräte (Fön, Handy, Gameboy, elektrische Zahnbürste, Radiowecker, Funkuhr, Akkuschrauber) sowie IT-Geräte, Unterhaltungselektronik und Gasentladungslampen (Leuchtstoffröhren) nimmt das Schadstoffmobil an. Termine und Haltestellen sind im Entsorgungsmagazin zu finden. Zusätzlich können alle Geräte jeder Größe im Wertstoffhof der GSAK (Idastraße) in Linn abgegeben werden; mo - do 9 bis 17 Uhr, freitags 9 - 16 und samstags von 9 bis 13 Uhr.

Besichtigung: Mehrmals im Jahr bietet die EGN Gruppen (10 bis 20 Personen) Führungen durch die Anlage in Grevenbroich an. Anmeldung unter Ruf 02162/3763 210.