Er schmiedet goldene Schätze

250 Stunden saß er an seinem Meisterstück: Gerd Thiemann bearbeitet kostbare Steine.

Krefeld. Der Safe ist bombenfest und mit Säure gesichert: Wenn sich jemand Unbefugtes daran zu schaffen macht, geht wirklich gar nichts mehr.

"Sicherheit ist mir ganz wichtig", erzählt Gerd Thiemann, Goldschmiedemeister am Wiedenhofplatz. Und so gehörte der Tresor zu seinen ersten Anschaffungen in der Selbständigkeit. Und wirklich, in seinem kleinen Geschäft liegen kostbare Steine, glänzende Metalle, roh oder geschmiedet, unbearbeitet oder kunstvoll gefasst.

Gerd Thiemann arbeitet jetzt im fünften Jahr an dieser Stelle. Im vorderen Bereich und in den Schaufenstern funkeln die Juwelen, im hinteren Bereich wird gearbeitet. Dort stehen Walzen und gefährliche Chemikalien, da hängen Zangen und Hammer in allen Varianten und auch Werkzeuge, deren Funktion des Goldschmieds Geheimnis ist.

Seinen Werktisch hat der großgewachsene Gerd Thiemann selbst entworfen, damit er bequem arbeiten kann, und seitlich davon, ganz an der Wand, hat "Lady" ihren Platz. Lady ist ein gut erzogener Schäferhund, der Herrchen fast immer Gesellschaft leistet. Beim Entwerfen von Schmuck, beim Schmieden von Fassungen, beim Herrichten etwa eines alten Blasinstruments und vor allem bei der Beratung von Kunden.

Die kommen sogar von weither: Thiemann hat einen Kunden in Stockholm, der häufig mit einem Stein in Krefeld vorbeischaut. Die Kunden wissen, dass er sich mit Schmucksteinen bestens auskennt. Steine, die man paarweise fassen kann oder vielleicht eine Turmalin mit ausgefallenem Schliff holt Thiemann dann aus dem Tresor und präsentiert seine Schätze auf Samt.

Ein grünes Bernsteinherz zum Beispiel, mit einem feinen Einschluss, hatte die kürzeste Verweildauer von einer Woche: Es wird jetzt Anhänger an einer alten Bernsteinkette. Zwei wunderschöne Aquamarine schafften es gar nicht erst ins Schaufenster und wurden gleich Teile einer neuen Kette.

Über Schliff und Form, Einschlüsse und Farben kann Thiemann eine ganze Menge erzählen. Seine Lehrzeit war auch Wanderzeit: Er hat in kleineren Orten und in größeren Städten gearbeitet; besonders eindrucksvoll fand er die Zeit in Düsseldorf.

"Da haben wir auch richtig teure Stücke gebaut", erinnert er sich und spricht vom hohen sechsstelligen Bereich für ein einziges Schmuckstück. Besonders gut kennt Thiemann sich mit Opalen aus, milchig gemusterte Steine, oft mit einem türkisen Grundton. Sein prachtvolles Meisterstück von 1990 allerdings - "dafür habe ich mehr als 250 Stunden gebraucht",- besticht durch das schimmernde Gold und seine Technik.

Das Scharnier ist fast nicht zu sehen, Thiemann geht es auch um die Funktion der edlen Metalle. Sein Schwerpunkt ist das Handwerk, er sieht sich als Schmied mit ausgeprägt künstlerischer Ader. Der Kunde kann seine eigenen Vorstellungen mit einfließen lassen: "99 Prozent meiner Entwürfe sind gut angekommen", sagt Thiemann. Die Architektur und die Kunst inspirieren ihn. Klare, symmetrische Formen findet man in seinen Entwürfen.

Aber auch die Natur liefert ihm Ideen. Auf seiner Werkbank liegen silberne Platten mit exakten Maßangaben darauf: Daraus schmiedet er zur Probe kleine glänzende Tüten als Glieder einer Kette. Diese zusammengerollten Blätter fertigt er dann später aus kostbarem Gold. Am Abend räumt er sie dann zusammen mit allen anderen Stücken in seinen bombenfesten Tresor.