Helios: Ausbildung zur PTA vor dem Aus

Helios will den Unterricht der Pharmazeutisch-Technischen Assistenten nicht mehr bezahlen. Apotheker verärgert.

Krefeld. Der Fortbestand der Krefelder Schule für Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA), die am Helios-Klinikum angesiedelt ist, hing seit Jahren am seidenen Faden. Jetzt ist er gerissen.

Helios stellt zwar die Trägerschaft sicher, will die Kosten für den Unterricht aber nicht mehr übernehmen. Die aktuell laufenden Kurse von 2011 mit 25 und 2012 mit 23 Schülerinnen und Schülern werden noch zum Examen geführt. Danach droht der Schule das Aus.

Dabei sind PTA rar. Fast alle Absolventen finden innerhalb von wenigen Stunden einen Arbeitsplatz. Sie werden als Mitarbeiter geschätzt, ohne die eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung und -beratung nicht gewährleistet sei, heißt es aus Apothekerverband und -kammer.

„Bislang hat das Klinikum die Ausbildungs-Finanzierung des pharmazeutischen Lehrpersonals und der Infrastruktur — das heißt: die Bereitstellung moderner Labore, praktischer Lehrmittel und Unterrichtsmaterialien — komplett getragen, obgleich der Eigenbedarf an PTA-Nachwuchs naturgemäß gering ist“, sagt Helios-Sprecherin Marina Dorsch.

Das Bildungszentrum am Helios-Klinikum habe die Aufgabe der bedarfsgerechten Ausbildung des pflegerischen und medizinischen Nachwuchses, so Dorsch weiter. „Entsprechend wurden zwei weitere Ausbildungsberufe, der Operationstechnische Assistent (OTA) und der Anästhesietechnische Assistent (ATA), am Standort etabliert. Die gut ausgebildeten PTA hingegen finden ihren Arbeitsplatz primär im Bereich der niedergelassenen Apotheken in der Region.“

Obwohl Helios weiterhin bereit sei, die Trägerschaft der Schule zu übernehmen, bleibe trotz intensiver Bemühungen ein Finanzierungsloch, das das Klinikum nicht auf Dauer alleine schließen werde.

Dorsch: „Die aktuell noch laufenden PTA-Kurse werden 2013 und 2014 wie vorgesehen zum Examen geführt. Danach ist der Fortgang der Ausbildung weiterhin ungewiss. Kurzum: Eine tragfähige Lösung zum Ausgleich der jährlichen Unterfinanzierung der PTA-Schule steht weiterhin aus.“

Das treibt Kreisvertrauensapotheker Karl Bedau die Zornesröte auf die Stirn. „Der gesamte Berufsstand ist in Gefahr, wir brauchen die Leute“, sagt er. „Ein Krankenhaus ist keine Maschinenfabrik. Der Helios-Konzern hat eine gesellschaftliche Verpflichtung, einen öffentlichen Auftrag, dem er sich stellen muss.“

Sollte Helios von seinen Plänen nicht abweichen, hofft der Apotheker nun auf ein Wunder. „Wenn es keine PTA-Schule in Krefeld mehr gibt, müssen wir die Auszubildenden nach Duisburg verweisen.“

Die Apothekerverbände finanzieren bisher die Lehrerstelle. Zusätzlich steuerten sie — nach der Schließungs-Ankündigung von Helios — im laufenden Jahr einmalig 75 000 Euro aus dem Förderverein bei, sagt Bedau. „160 Euro Schulgeld zahlt jeder PTA-Azubi im Monat selbst. Der Rest muss finanziert werden.“

Eine Lösung sei vielleicht die Erhöhung des Schulgeldes. Denn das sei in Krefeld sehr niedrig und liege an anderen Schulen im Schnitt bei 230 bis 350 Euro monatlich, ergänzt Wolfgang Boventer, der Vorsitzende des Apothekerverbandes Linker Niederrhein. „Die Differenz von dann rund 35 000 Euro kriegen wir wohl aus der Kollegenschaft gedeckt. Ich habe der Helios-Leitung diesen Vorschlag für die Finanzierung mitgeteilt, aber nach drei Monaten nur ein kurzes ablehnendes Schreiben erhalten. Ich hätte mich über einen Gesprächstermin gefreut.“

Die Krefelder PTA-Schule hatte stets eine Sonderstellung. Sie war nicht — wie die anderen in NRW — in privater oder freier Trägerschaft, sondern den ehemaligen Städtischen Kliniken angegliedert.

Doch auch die Probleme der anderen sind groß. „Seitdem die Landesregierung in diesem Jahr ihre finanzielle Unterstützung aller 16 PTA-Schulen in NRW eingestellt hat, ist die Zukunft der Ausbildung an fast allen Schulen ungewiss“, schreibt Boventer. Er setzt sich für Krefeld und den gesamten Niederrhein ein, um die Zukunft der PTA-Schule, angegliedert an das Helios-Klinikum, für eine Übergangszeit sicherzustellen. Bisher ohne Erfolg.