Interview mit dem Krefelder DGB-Chef Ralf Köpke: Schutzschirm für Betriebe
Der Krefelder DGB-Chef Ralf Köpke will ein Netzwerk für die Sicherung von Beschäftigung.
Krefeld. Nach den angekündigten Stellenstreichungen bei der Firma Presswerk hat sich der Krefelder DGB-Kreisverbandsvorsitzende Ralf Köpke Gedanken gemacht, wie man durch die Finanzkrise gefährdete kleine und mittelständische Unternehmen in der Stadt unterstützen kann.
Herr Köpke. was genau schwebt Ihnen als Hilfe für diese Firmen vor?
Ralf Köpke: Ich schlage vor, in Krefeld ein Netzwerk auf lokaler Ebene zu initiieren, eine Bündelung von Kompetenzen zu erreichen und - vor allem aus psychologischer Sicht - ein Signal an Unternehmen und Beschäftigte zu senden: Diese Stadt mit ihren wirtschaftspolitischen Akteuren unterstützt kleine und mittlere Unternehmen.
An welche Akteure denken Sie?
Köpke: Ich denke an den Oberbürgermeister, die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft, die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, die Kreishandwerkerschaft, die Agentur für Arbeit und an uns, den Deutschen Gewerkschaftsbund.
Wie könnte eine solche Hilfe aussehen?
Köpke: Sicherlich sind Unternehmenskrisen in erster Linie geschäftspolitische Aufgaben der Firmenleitungen und der jeweiligen Betriebsräte. Die von mir angedachte "Task Force Beschäftigungssicherung" soll einen politischen Schutzschirm für diese kleinen und mittelständischen Firmen bilden, Ansprechpartner und insbesondere auch Vermittler von vorhandenen Hilfsmöglichkeiten sein, aber eben auch ein im breiten Bündnis getragenes Netzwerk der politischen Rückendeckung.
Von welchen Hilfsmöglichkeiten sprechen Sie?
Köpke: Ich denke an Vermittlung von zinsgünstigen Krediten und Darlehen in besonders schweren Zeiten und an Unternehmensberatung, insbesondere durch WFG und IHK. Ich denke auch an Bürgschaftspakete auf lokaler oder regionaler Ebene oder an Vermittlung in die Landesebene hinein. Mir schweben auch eine fachspezifische Vermittlung bei Unternehmenskrisen, Angebote zur Beschäftigungssicherung, aber auch Möglichkeiten von Kurzarbeit, innerbetrieblicher Umstrukturierung oder Transfers vor.
Wie ist es zu dieser Idee gekommen?
Köpke: Im Rahmen der Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft in Krefeld bleibt zu befürchten, dass nicht nur in der Automobilbranche und bei den Zulieferern, sondern auch in anderen Sektoren, zum Beispiel in der Chemie, Auftragsrückgänge zu verzeichnen sind, die letztlich zu Personalabbau führen werden. Anzeichen wie die angekündigten Entlassungen bei Presswerk, aber auch Produktionsstillstände und -bremsen wie bei Thyssen-Krupp Nirosta und DEW deuten in diese Richtung. Natürlich müssen klare Trennstriche gezogen werden zwischen Firmen, die nachweislich durch die Finanzkrise in Schwierigkeiten sind, und Betrieben, die langfristig geplante Strategien im Fahrwasser vermeintlicher wirtschaftlicher Probleme durchsetzen wollen.
Wie werden Sie weiter vorgehen?
Köpke: Ich werde kurzfristig die genannten Akteure anschreiben Desweiteren werde ich Oberbürgermeister Gregor Kathstede bitten, als Einlader zu fungieren und die angedachten Akteure an einen Tisch zu bitten. Ich strebe ein erstes Treffen noch in diesem Jahr an. Dass der Bedarf da ist, zeigt die Tatsache, dass sich ein mittelständisches Unternehmen aus der Chemiebranche schon an die Krefelder Wirtschaftsförderer gewandt hat. Ich würde mich freuen, wenn nicht schon im Vorfeld alles zerredet, sondern ernsthaft über den Vorschlag nachgedacht wird.