Jetzt doch: Mehr als 250 Stellen fallen bei Siemens in Uerdingen weg
Dem Werk an der Uerdinger Straße fehlen Aufträge für Straßenbahnen. SWK in der Kritik.
Krefeld. Im Uerdinger Siemens-Werk an der Duisburger Straße sollen nun doch 260 der rund 2100 Arbeitsplätze wegfallen. Das gab Personalvorstand Siegfried Russwurm gestern bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Krefelder Hof bekannt.
Grund für den Kräfteabbau in Uerdingen sind fehlende Aufträge für Straßenbahnen. 220 Stellen fallen im Bereich Reparatur und Fertigung weg, hinzu kommen voraussichtlich noch einmal 40 Stellen in der Verwaltung, heißt es.
Nach der Reparatur der Combino-Bahnen, die noch bis Mitte 2009 andauern wird, gebe es keinen weiteren Großauftrag in dieser Sparte, verlautete aus dem Uerdinger Werk. Zwar gebe es einige interessante Anfragen und Projekte, ein Großauftrag, der die 220 wegfallenden Arbeitsplätze in der Fertigung sichern könnte, ist allerdings nicht in Sicht.
"Unsere Situation bei den Straßenbahnen würde deutlich besser aussehen, wenn wir den Auftrag der Krefelder Stadtwerke bekommen hätten", wiederholte gestern Jürgen Matz, Betriebsratsvorsitzender des Siemens-Werks, seine Kritik von vor einem halben Jahr, als sie SWK die Auftragsvergabe an Bombardier bekanntgegeben hatte. Matz schätzt, dass nun etwa 100 Arbeitsplätze hätten weniger abgebaut werden müssen, hätten die SWK bei Siemens bestellt.
"Der Krefelder Auftrag wäre ein Schlüsselprojekt gewesen, der uns weitere Bestellungen gebracht hätte", sagte Hans-Jürgen Frank, der für das Uerdinger Werk an der noch bis morgen laufenden Sitzung des Gesamtbetriebsrats (GBR) teilnimmt, am Rande der Pressekonferenz. Zu der waren im übrigen fünf Kamerateams und rund 30 Medienvertreter in den Krefelder Hof gekommen.
Etwa 300 Mitarbeiter kümmern sich derzeit an der Duisburger Straße überwiegend um die Sparte Straßenbahn, etwa 1400 sind mit dem Waggonbau beschäftigt. Dort sieht die Auftragslage durch eine Großbestellung aus Belgien besser aus. Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Im Rahmen der Umstrukturierung der Division Mobility und der Schließung des Werks in Prag soll Krefeld zum "Kompetenzzentrum Straßenbahn" werden und Aufgaben aus Prag und Wien erhalten.
Auf die Straße gesetzt wird zunächst keiner der Siemensianer, weil es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt. Bis Mitte August erhalten die Mitarbeiter nun Angebote für eine Abfindung, Weiterqualifikation, Altersteilzeit oder eine andere Stelle im Konzern. "Wir sind mit den Verhandlungen noch längst nicht durch", sagte GBR-Vorsitzender Ralf Heckmann.