Kraftwerk: Die Suche nach dem Abweichler bei der CDU

Trotz der „Ohrfeige“ ist die Mehrheit im Rat gelassen.

Krefeld. Neben Oberbürgermeister Gregor Kathstede gibt es offenbar einen weiteren Kraftwerks-Befürworter in der CDU. Bei der geheimen Abstimmung über eine Beteiligung der Stadtwerke Krefeld (SWK) am geplanten Kohlekraftwerk in Uerdingen (WZ berichtete) stimmten nur fünf statt sechs CDU-Mitglieder im Aufsichtsrat dagegen. Prompt starten die Spekulationen über den Abweichler in den eigenen Reihen.

"Ich bin es jedenfalls nicht", beteuerte Diether Thelen gestern gegenüber der WZ auf Nachfrage. Denn auch sein Name stand plötzlich im Raum. "So etwas kann passieren in einer Demokratie. Doch es ist unfair, anders abzustimmen, als vorher mit den Fraktionskollegen vereinbart."

Als "ungeschickt und ohne Stil" kritisiert Elmar Jakubowski (CDU) das Abstimmungsergebnis. "Der Betreffende hat das politische Signal uns gegenüber falsch gesetzt. Es ist eine Ohrfeige, die uns alle sehr betroffen macht."

Wenn es CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel und Parteichef Winfried Schittges nicht waren, bliebe nur noch Wolfgang Feld: Auch er versichert der WZ zwar, nicht zu wissen, wer das bisher klare Votum der CDU torpediert habe. "Ich kann dazu aber weiter nichts sagen. Es war schließlich eine geheime Abstimmung. Wir hätten eh keine Mehrheit erhalten", beurteilt er den Vorfall abschließend als wenig dramatisch. "Vielleicht hat ja auch jemand aus Versehen und nicht mit Absicht dafür gestimmt", mutmaßt er dann doch weiter.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede macht aus seiner Meinung keinen Hehl. "Ich habe vor der Abstimmung Wilfrid Fabel darüber informiert, dass ich dafür stimmen werden." Der CDU-Fraktionschef toleriere dies. Das Ja zum Kraftwerk will Kathstede als Signal an Bayer verstanden wissen, sich bei den strittigen Punkten zu bewegen.

Dass die politische Mehrheit aus CDU und Grüne gegen das Kraftwerk kippen könnte, fürchten die Grünen trotz des einen Abweichlers in den Reihen der CDU nicht. Rolf Rundmund: "Die Abstimmung ist ärgerlich, aber nicht dramatisch." Selbst wenn es im Rat zwei, drei Abweichungen geben würde, ändere das nichts an der derzeitigen Ratsposition.

Die Frage nach dem Abweichler wischt Winfried Schittges vom Tisch. "Die Botschaften aus den Fraktionen sind klar." Der CDU-Parteivorsitzende besetzt in diesem Falle grüne Positionen und sieht sich und seine Partei mit Blick auf die jüngeren Generationen in der Pflicht. Krefeld, vor allem aber Uerdingen sei bereits jetzt ein stark belastetes Gebiet.

In der Sache freut sich SPD-Ratsherr Jürgen Hengst über das Abstimmungsergebnis. Aufgrund der vorliegenden Analyse habe sich die Wirtschaftlichkeit der Anlage bewahrheitet und es gebe erstmals detaillierte Zahlen. Unterstützt wird er darin von FDP-Chef Joachim C. Heitmann. Der erwartet mit Spannung die Verwaltungsvorlage für die Ratssitzung am 4.September.