Immobilienwirtschaft Der Leerstand nimmt zu

Krefeld · Rekordwert an freien Flächen in Fischeln von 17,8 Prozent unter anderem durch Wegzug von Eigentümern.

Neue hochwertige Büroflächen sind vor allen Dingen im Stadtzentrum und in Fischeln entstanden.

Foto: abi/Andreas Bischof

Seit 2012 führt die Wirtschaftsförderung Krefeld (WFG) regelmäßig alle zwei Jahre eine Studie zum hiesigen Büromarkt durch. Dabei kommt der Leerstandsquote eine besondere Aufmerksamkeit zu. Kürzlich erschienen die aktuellen Ergebnisse des beauftragten Instituts für Raumforschung & Immobilienwirtschaft. War diese Quote in den ersten Jahren von 9,1 Prozent über 7,8 Prozent (2014) auf 6,6 Prozent im Jahr 2016 kontinuierlich gesunken, „musste im Jahr 2018 eine Stagnation und jetzt im Herbst 2020 mit 6,9 Prozent erstmals eine Zunahme registriert werden“, zieht WFG-Geschäftsführer Eckart Preen ein Fazit.

Dies könnte als eine erste Auswirkung der Corona-Krise interpretiert werden, „ist doch seit Beginn der Pandemie viel von einem Rückgang der Nachfrage nach Büroflächen infolge umfangreicher Homeoffice-Regelungen in zahlreichen Unternehmen die Rede.“ Diese Einschätzung wäre laut Preen aber wohl nicht zutreffend. Denn: „Die Entwicklung der Leerstandsquote ist dafür zu heterogen in Bezug auf die Baualtersklassen von Gebäuden und die verschiedenen Stadtbezirke.

So ging die Quote speziell in Hüls sogar gegenüber 2018 spürbar – auf nur noch 1,7 Prozent – zurück, während sie im Stadtbezirk Fischeln auf einen „Rekordwert“ (Preen) von 17,8 Prozent stieg. „Dies dürfte vor allem singulären Effekten wie dem Wegzug zweier Eigentümer im Europark Fichtenhain B sowie den verstärkt zur Vermietung angebotenen Büroflächen in der Hauptverwaltung eines Stahlunternehmens an der Oberschlesienstraße geschuldet sein.“ Gemeint ist Outokumpu.

Hinsichtlich der Altersklassen wurden bei modernen Gebäuden, die seit dem Jahr 2000 entstanden sind, trotz Corona lediglich 3,3 Prozent registriert. „Insofern lohnt es sich durchaus noch, in neue Büroprojekte in Krefeld zu investieren“, sagt der WFG-Geschäftsführer. Damit würde sich ein Trend fortsetzen, denn der Bestand ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen: von 984 000 Quadratmeter Nutzfläche im Jahr 2011 auf 1,112 Millionen Quadratmeter im Jahr 2018 – und inzwischen auf inzwischen 1,129 Millionen Quadratmeter. Neue Flächen entstanden vor allem in Mitte (wo die WFG ja selbst ein neues Gebäude gegenüber dem Behnisch-Haus bezogen hat) und Fischeln  – Stichwort Businesspark Fichtenhainer Allee. 

Neue Logistik-Immobilien sind in Fischeln entstanden, zu denen ebenfalls Büros gehören. Einige Beispiele aus anderen Stadtbezirken: Büro- und Verwaltungsgebäude der Firma Johs. Stelten (Uerdingen), kleines Bürogebäude der Firma Legno (Hüls) und Hallengebäude mit integrierten Bürotrakten im neuen Gewerbegebiet in Oppum-Linn. Das Projekt „Upper Dießem“ (Süd) steht für Umbau von Bestandsimmobilen. Noch einmal zu Fischeln: „Auf dem Campus Fichtenhain wurde die Sanierung der historischen Gebäude für Büronutzer weiter vorangetrieben“, vermerkt die Studie 2020. Auch solche Investitionen in Bestandssanierungen lohnen sich laut Preen, wie sich in besonderer Weise an der ebenfalls unterdurchschnittlichen Leerstandsquote von nur 4,2 Prozent bei Büroobjekten, die ursprünglich zwischen 1945 und 1969 entstanden sind, ablesen lasse. 

Weitere Flächen werden für weitere Mitarbeiter gebaut: Seit 2017 ist die Zahl der Büroerwerbstätigen im Krefelder Stadtgebiet nach ersten groben Schätzungen auf knapp über 41.600 gestiegen. Damit sind im betrachteten Zeitraum etwa 800 zusätzliche Arbeitsplätze dieser Art entstanden. Bleibt die Frage nach den Preisen. Die durchschnittliche Angebotsmiete beträgt aktuell acht Euro für den Quadratmeter. Das ist ein Rückgang um 3,7 Prozent seit der letzten Erhebung. Allerdings, so die WFG, ist die Spitzenmiete in der Innenstadt in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

„Inwieweit sich die Corona-Pandemie auf den Büroimmobilienmarkt in Krefeld auswirken wird, dürfte erst die nächste Studie, die im Herbst 2022 ansteht, in objektiven Zahlen aufzeigen“, sagt Eckart Preen abschließend.