Langfristige Perspektive für den Hafen

Die Hafenausschuss-Vorsitzende Angela Schoofs berichtet der WZ exklusiv über die Zukunftspläne.

Krefeld. Von einer "Zukunftsentscheidung" und von einer "neuen Phase in der Regionalpolitik" spricht Angela Schoofs. Mit der WZ sprach die Vorsitzende des Hafenausschusses exklusiv über die künftige Zusammenarbeit mit den Neuss/Düsseldorfer Häfen, die dem Umschlagplatz in Krefeld endlich eine langfristige Perspektive geben werde.

Wenn die Duisburger mit ihrem Widerspruch gegen die Entscheidung bei der Vergabekammer scheitern, wovon Schoofs ausgeht, stehen dem Krefelder Hafen eine Reihe von Veränderungen bevor. "Ein Hafen ohne Containerbetrieb, den gibt es heute nicht mehr. Das wird wieder kommen. Die Fläche soll vergrößert werden - unter anderem durch den Bau eines Pontons im Wendebecken, wo Schiffe festmachen und laden können (die WZ berichtete). Die Hafenbahn wird in das Gesamtkonzept eingebunden", berichtet die Ausschussvorsitzende und verweist auf die Investitionen, die mit diesen Vorhaben verbunden sind.

Diese Absprachen sind durch einen langfristigen Vertrag - Laufzeit: 20 Jahre - abgesichert. "Ab 2014 ist eine Verlustübernahme durch die Partner vereinbart, so dass Krefeld diese Sorge los ist, gleichzeitig über die Gewerbesteuereinnahmen mitprofitiert." Und ein weiterer Punkt ist der Sozialdemokratin Schoofs wichtig: "Betriebsbedingte Kündigungen für die 39 Mitarbeiter der Hafen- und Bahnbetriebe sind bis 2017 ausgeschlossen."

Wie die WZ bereits berichtete, wird Krefeld 51 Prozent am Hafen behalten, die restlichen 49 Prozent gehen an Neuss/Düsseldorf. Es wird zwei Geschäftsführer geben - nach WZ-Informationen sind dies Elisabeth Lehnen, kommissarische Leiterin in Krefeld, sowie Rainer Schäfer, Geschäftsführer in Düsseldorf. Ulrich Groß, Geschäftsführer in Neuss, kümmert sich künftig um das strategische Geschäft, heißt es.

"Man sieht, dass die Anforderungen, die wir bei der Ausschreibung gestellt haben, enorm hoch waren. Doch das Interesse der Kandidaten war wohl sehr ausgeprägt, wie jetzt auch der Widerspruch der Duisburger zeigt", sagt Schoofs. Die Trimodalität, die tiefe Fahrrinne, die Flächenreserven sowie die Möglichkeit, direkt im Strom anzulegen, seien dicke Pluspunkte für Krefeld.

Dennoch sei das Votum des Krefelder Rates keine Entscheidung gegen Duisburg gewesen. Krefeld hätte mit beiden gut leben können, aber "Neuss war für uns aus strategischer Sicht einen Ticken besser" .

Natürlich muss auch Krefeld Verpflichtungen eingehen. So ist vertraglich festgelegt, dass der Ausbau des Hafenrings angepackt werden muss. Genauso deutlich sagt Schoofs: "Die Südanbindung durch das Schutzgebiet Latumer Bruch wird es nicht geben." Das führt unweigerlich zum Thema Drehbrücke. "Die war nicht Gegenstand der Verhandlungen. Man muss jetzt einfach sehen, wie das mit mehr Verkehr und mehr Umschlag klappt. Vielleicht ist die Brücke ein Entwicklungshemmnis, vielleicht aber auch nicht. Das müssen wir sehen."

Angela Schoofs (SPD) ist Vorsitzende des Hafenausschusses.

Beruf: Angela Schoofs ist Volkswirtin und derzeit Chefin der Duisburger Agentur für Arbeit.

Politik: Die 50-Jährige sitzt seit 1989 für die SPD im Rat. Sie ist unter anderem Vorsitzende des Hafenausschusses, Mitglied der Bezirksvertretung Uerdingen.

Hafennutzung: In Schoofs Augen ist erst jetzt die Grundentscheidung für einen Industriehafen gefallen: "Seit vielen Jahren wurde hier die Entwicklung verschlafen. Wenn man sieht, wie begehrt unser Hafen ist, fragt man sich, warum Krefeld das nicht selbst genutzt hat."

Mängel: Problem des Hafens ist laut Schoofs, dass er kein richtiger Wirtschaftsbetrieb ist: "Die bisherigen Flächenverkäufe gingen auf das Stadtkonto, wurden nicht vor Ort investiert, so kann man nicht aus den roten Zahlen kommen." Zudem habe man sich nie zum Industriehafen bekannt: "Beim Bau des Wendebeckens wurden keine Spundwände zum Anlegen eingeplant, die Infrastruktur reicht nicht aus und die Wohnnutzung in diesem Bereich hätte man schon viel früher unterbinden müssen."