Lehrling bildet in der Lernwerkstatt Metall Schüler aus
Thyssen-Krupp Nirosta und Hauptschule gründen Lernwerkstatt Metall.
Krefeld. Der Auszubildende geht wieder in die Schule - als Ausbilder. Gürhan Gürleyen, Nachwuchs bei Thyssen-Krupp Nirosta (TKN), zeigt einem Schüler in der neuen "Lernwerkstatt Metall" der Theodor-Heuss-Hauptschule am Wehrhahnweg in Stahldorf, wie man ein Werkstück bearbeitet. Oberbürgermeister Gregor Kathstede, Nirosta-Personalvorstand Klaus-Peter Hennig und andere Vertreter aus Stadtrat, Arbeitsverwaltung und Betrieb schauen interessiert zu.
Sie sind stolz auf das "Leuchtturm-Projekt" der Qualitätsoffensive Hauptschule in Nordrhein-Westfalen. TKN hat die Lernwerkstatt nach neuesten Gesichtspunkten eingerichtet und schickt an zwei Nachmittagen pro Woche Ausbilder in die Schule. Die hat zwölf Schüler, darunter auch ein Mädchen, ausgewählt, die außerhalb der Unterrichtszeit Schlüsselqualifikationen erwerben wollen. Sie haben einen Vertrag unterschrieben, dass sie durchhalten.
Im nächsten Jahr verdoppeln sich die Zahlen. In Klasse 8 können Schüler sich bewerben, dann wird ausgewählt, und in den Klassen 9 und 10 gehen dann 24Schüler in die Werkstatt.
Kathstede ist begeistert von der Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft: "Hier zeigt sich, dass Hauptschüler keine vergessenen Kinder in unserer Stadt sind." Er verrät, dass zur Zeit Gespräche zwischen dem Unternehmen Siempelkamp und der Hauptschule Inrather Straße laufen, um eine ähnliche Lernwerkstatt einzurichten. Und der Leiter des Fachbereichs Schule, Rainer Hendrichs, sucht für die Gartenstadt-Hauptschule an der Breslauer Straße einen Kooperationspartner für eine Holzwerkstatt.
Hennig sieht es aus der Sicht des Unternehmens: "Wir müssen die Nachwuchsausbildung früh organisieren und dürfen keine Restgrößen unserer Gesellschaft hinterlassen." TKN-Ausbildungsleiter Jürgen Bröcker hat ausgerechnet, dass der Altersschnitt im Unternehmen - vor zehn Jahren bei 40, heute bei 44 Jahren - in den nächsten zehn Jahren steil nach oben auf 50 Jahre schießt, wenn nicht Jahr für Jahr 90 Auszubildende im Gesamtunternehmen eingestellt werden.
In diesem Jahr waren es 102, davon 63 in Krefeld. Bröcker sagt aber auch, dass die Hauptschulabgänger der Klassen 9 und 10A deutlich unter den Mindestanforderungen liegen, die aus Klasse 10B nur knapp darüber, während zum Beispiel Abiturienten sie um 17 Prozent überschreiten.
Schulleiterin Birgit Heinike hat die Möglichkeiten der Qualifizierungsoffensive in Visier genommen. Sie hat erschreckt festgestellt, dass von 77 Schulabgängern nur sieben in ein Ausbildungsverhältnis gingen, während 32 eine Warteschleife an der Berufsschule drehen und 26 in der Obhut der Arge sind. Zwar hat die Stahldorfer Schule mit 70 Prozent Schülern aus Migrantenfamilien ein Problem, aber bei 333 Schülern insgesamt, die in 17 Klassen von 32 Lehrern unterrichtet werden, auch viele Möglichkeiten zur individuellen Betreuung.