Nirosta: Die Einigung steht
Keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2020, Investitionen in Krefeld, Perspektiven für Mitarbeiter.
Krefeld. Es ist spät geworden am Sonntagabend. IG Metall und der finnische Edelstahlkonzern Outokumpu haben nach monatelangen Verhandlungen über den Tarifvertrag und das industrielle Konzept, auch über den Nirosta-Standort Krefeld, doch noch eine Einigung erzielt. Outokumpu-Chef Mika Seitovirta, der dafür eigens nach Krefeld gekommen war, und Knut Giesler, IG-Metall-Bezirksleiter NRW, sprechen beide von einem Erfolg. Die Anpassung des Tarifvertrags wurde am späten Sonntagabend sowohl von Outokumpu als auch von der Tarifkommission der Gewerkschaft unterzeichnet.
Die wichtigsten Punkte der Vereinbarung, die neben dem Hauptsitz Krefeld auch Bochum und Düsseldorf-Benrath betrifft:
Outokumpu investiert zwischen 2014 und 2016 rund 108 Millionen Euro in das Krefelder Kaltwalzwerk, davon die erste Tranche bereits in diesem Jahr. Zusätzlich fließen 2015 rund 9,5 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. Die Planungen dazu liegen bis Ende Juni dieses Jahres vor, später werden elf Experten für diesen Bereich benötigt.
30 Mitarbeiter aus dem Verwaltungsbereich Rechnungswesen müssen nun bis zum Jahr 2020 keine Ausgliederung befürchten.
Das Kaltwalzwerk in Düsseldorf-Benrath wird voraussichtlich 2016 geschlossen, nachdem die Verlagerung der Ferrit-Produktion nach Krefeld vollendet ist.
Outokumpu prüft bis Ende Februar 2015 die technische Umsetzbarkeit der Schmelzkapazitäten-Verlagerung ins Ausland. Geht das positiv aus, kann das Stahlwerk in Bochum frühestens sechs Monate später geschlossen werden. Die dort betroffenen rund 450 Mitarbeiter erhalten eine „wirtschaftliche Kompensation“ in voller Höhe ihrer Beschäftigung bis Jahresende 2016 und zusätzlich 10 000 Euro pro Mitarbeiter. Weiterhin ist sichergestellt, dass den Beschäftigten alternative und gleichwertige Arbeitsplätze bei Thyssen-Krupp, HKM oder Outokumpu angeboten werden.
An allen deutschen Standorten wird der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen um fünf Jahre bis Ende 2020 verlängert. Der geplante Stellenabbau (zusätzlich 1000 in Deutschland) wird sozialverträglich, beispielsweise durch Vorruhestands-Regelungen, geregelt.
Gestärkt werden soll die Marke Nirosta. Konkret wurde vereinbart, dass der Name Outokumpu Nirosta GmbH fortbestehen wird.
Während der Verhandlungsrunde hatten IG Metall und Belegschaft vor dem Gebäude an der Oberschlesienstraße demonstriert, um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen.
Der Krefelder DGB-Vorsitzende Ralf Köpke begrüßte am Montag die Einigung der IG Metall mit Outokumpu. „Nach monatelangem Tauziehen und dem drohenden Tarifbruch bewerten wir den Verhandlungsabschluss als ein positives Zeichen insbesondere für die Belegschaft in Krefeld. Die massive Verunsicherung hat nun, so meine Hoffnung, ein Ende. Die nun mögliche Beschäftigungssicherung bis 2020 ist ein Erfolg aller Beschäftigten, die für die Einhaltung von geltenden Tarifverträgen über Monate gekämpft haben. Dies ist auch ein Zeichen an andere Unternehmen und Branchen, dass Arbeitnehmer in diesem Lande gültige Tarifverträge mit aller Macht verteidigen werden“, sagt Köpke.
Der Krefelder Gesamt-Betriebsratsvorsitzende Norbert Kalwa sagte am Montag auf WZ-Nachfrage: „In Krefeld ist das Ergebnis von den Kollegen mit Erleichterung aufgenommen worden. Die Verunsicherung durch die Veränderungswelle beim Tarifvertrag ist der Hoffnung gewichen, dass die jetzt beschlossenen Punkte schnell umgesetzt werden. Mit der Entscheidung zur 108-Millionen-Investition und zur Ferrit-Verlagerung wird Krefeld ein sicherer Standort. Dass die Flüssigphase in Bochum verloren gehen wird, ist die Kehrseite der Medaille. Wir werden jetzt mit Argusaugen auf die Umsetzung achten. Denn der Vertrauensverlust ist durch die Monate vorher bei uns natürlich immer noch gegeben.“