Outokumpu lenkt ein: Weg frei für Gespräche
110 Millionen Euro sollen in den Standort Krefeld fließen. Schließung der Flüssigphase in Bochum wird verschoben.
Krefeld. Trotz eines Verlustes von 500 Millionen Euro beim operativen Ergebnis 2013 will der finnische Edelstahlkonzern Outokumpu das Nirosta-Stahlwerk in Bockum erst 2015 schließen — nicht, wie im Oktober angekündigt, bereits 2014. In den Krefelder Standort sollen 110 Millionen Euro investiert werden — weniger als die Hälfte dessen, was im Tarifvertrag nach dem Kauf der Inoxum-Edelstahlsparte von Thyssen-Krupp vereinbart wurde.
Mit dem Verzicht des Konzerns auf die schnelle Schließung des Schmelzbetriebes mit 450 Mitarbeitern trotz tiefroter Zahlen ist nun der Weg frei für Gespräche mit der IG-Metall-Verhandlungskommission, so Robert Fuß, IG-Metall-Bezirksleitung. Die Gewerkschaft hatte dies zur Voraussetzung erklärt für weitere Gespräche mit dem Konzern. Zwischenzeitlich stand auch eine Klage im Raum.
Nun geht es in den Gesprächen mit Outokumpu um das neue Bochumer Schließungsdatum, um Details für die Investitionen in Krefeld, den Umzug der Kollegen von Benrath an die Oberschlesienstraße und um die Investitionen in Forschung und Entwicklung mit dem Zentrum in Krefeld.
Dies alles wurde am Donnerstag in einer außerordentlichen Belegschaftsversammlung bei Outokumpu-Nirosta an der Oberschlesienstraße mitgeteilt. In den ersten fünf Minuten gab es dabei nur Pfiffe für die Firmenleitung in Person von Arbeitsdirektor Frank Brüggestrat. Über 800 Mitarbeiter nahmen teil — „Kollegen aus Krefeld, Bochum, Dillenburg und Benrath traten als Einheit auf und haben ein deutliches Zeichen gesetzt“, sagt Nirosta-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Norbert Kalwa. „Diese Pfiffe sind ein Beleg für das gesunkene Vertrauen der Kollegen in den Vorstand.“
Outokumpu, so teilte am Donnerstag Tamara Weinert, Finanzvorstand Europa mit, habe weiterhin große Verluste, aber das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr trotz der roten Zahlen erheblich verbessert: „Die Einsparungen wirken.“ Der Konzern plane jetzt außerdem, ein Werk in Schweden zu schließen und weiter ungenutzte Kapazitäten abzubauen. „Deutschland ist der größte Edelstahlmarkt der Welt. Nirosta hat einen ausgezeichneten Ruf“, sagte Weinert am Rande der Versammlung.
Seit fünf Monaten ist ein Unternehmensberater im Auftrag der IG Metall bei Nirosta. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa sind eigentlich gut“, sagt Kalwa. „Aber die Investitionen sind dringend notwendig. Die Belegschaft erwartet, dass der Tarifvertrag umgesetzt wird. Wir wollen ein Konzept für die Zukunft haben.“