Arbeitsmarkt Viele haben nur ihren Wunschberuf im Kopf
Es gibt rund 360 Ausbildungsberufe. Die meisten Bewerber wollen aber einen der „Top-5“-Berufe erlernen.
Krefeld. „Wir sind sehr zufrieden. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich in die richtige Richtung“, sagt der neue Chef der Krefelder Agentur für Arbeit, Dirk Strangfeld. Er bezieht sich damit auf die aktuellen Zahlen zum Arbeitsmarkt. Diese weisen im August für Krefeld 12 730 arbeitslose Frauen und Männer aus. Das sind 278 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf jetzt 10,9 Prozent. Von dieser Entwicklung haben vor allem die Arbeitslosen profitiert, die jünger als 25 Jahre sind. „Das ist für mich ein klares Indiz, dass der Markt aufnahmefähig ist für Fachkräfte“, sagt Strangfeld.
Viel zu tun gibt es hingegen noch auf dem Ausbildungsmarkt. Hier sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: In der Region (dazu zählt auch der Kreis Viersen) gibt es aktuell 912 junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen. Es gibt aber nur 637 freie Ausbildungsstellen. Am größten sind die Chancen derzeit im Verkauf, in Bäckereien, in der Gastronomie, bei medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten sowie im Friseurhandwerk.
Eine freie Stelle zu haben ist aber nicht gleichbedeutend damit, einen geeigneten Bewerber dafür zu finden. Diese Erfahrung hat Friseurmeister Shayam Benitez-Konings gemacht, der seit zwei Jahren an der Uerdinger Straße seinen Salon „Hair & Living by Shay“ betreibt.
Es hat zwei Jahre gedauert, bis er eine geeignete Kandidatin fand. „Gute Auszubildende sind wie ein Sechser im Lotto“, so seine Erfahrung. Vielen fehle es an Grundtugenden wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Kontinuität. Alles andere könne man lernen, sagt Benitez-Konings, der im Moment noch einen weiteren Auszubildenden sucht.
Axel Weidehoff, Geschäftsführer bei der Krefelder Arbeitsagentur, rät, bei der Suche nicht zu schnell aufzugeben. „Ein Ausbildungsbeginn kann noch bis in den Oktober hinein erfolgen“, sagt er. Wichtig sei es aber, flexibel zu sein und nicht um jeden Preis am Wunschberuf festzuhalten. Denn immer noch beschränkt sich fast ein Drittel der Bewerber auf fünf Berufe. Dabei gibt es die Auswahl unter rund 360 Ausbildungsberufen. Die Fachleute der Arbeitsagentur appellieren an die heimischen Unternehmen, ihre noch oder wieder freien Ausbildungsplätze zu melden. „Man sollte bei den Bewerbern nicht nur auf die Zeugnisse gucken, sondern auch auf die sozialen Qualifikationen“, sagt Strangfeld.