Wiedereinsteiger unerwünscht

Trotz des Fachkräftemangels gewähren nur wenige Firmen die zweite Chance.

Wiedereinsteiger unerwünscht
Foto: abi

Krefeld. Eigentlich hätte Krefeld Nachholbedarf. „Unter 400 Städten und Kreisen belegt die Stadt nur Rang 383 in der Beschäftigungsquote“, sagt Britta Bäcker von der Arbeitsagentur. Gemeint ist der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung. Mit Tavin Lara Turanli und Claudia Brüker vom Jobcenter sowie der städtischen Gleichstellungsbeauftragten Heike Hinsen wundert sich Bäcker über das dürftige Interesse an der Fachtagung für den beruflichen Wiedereinstieg. Nur acht Firmen beteiligen sich daran.

Eingeladen hat das Netzwerk W, das auch von der Stadt Krefeld und ihrer Wirtschaftsförderung unterstützt wird. WFG-Geschäftsführer Eckart Preen stellt fest, der Leidensdruck durch den Fachkräftemangel sei offenbar noch immer nicht hoch genug. Dabei gibt es laut Bäcker allein in Krefeld derzeit 280 gemeldete Wiedereinsteiger in den Beruf — bei einer Dunkelziffer von geschätzt 15.000 am Niederrhein.

Gefreut haben sich die Netzwerker dennoch über den Besuch der wenigen Unternehmen und der insgesamt 50 Interessenten. Auch darüber, dass Hauptgeschäftsführer Paul Neukirchen von der Kreishandwerkerschaft da war und ihr Anliegen an die schwierige Klientel des Handwerks weitergeben will. Einig sind sie sich darin, dass noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.

Ein positives Beispiel ist die Stadtsparkasse, vertreten durch Sabine Haberland-Hoffmann. Sie berichtet, dass auch Männer die Gelegenheit erhalten, in die Kinderbetreuung zu gehen. Die Kinderpause bedeute für die Frauen oft einen Karriereknick. Diese Ängste seien ebenso bei Männern vorhanden und zwar nicht zu Unrecht. Noch schlimmer für den Mann sei jedoch, im Bekanntenkreis als „Weichei“ zu gelten. Den Männern fehle es noch an Selbstbewusstsein, die Gesellschaft sei noch nicht so weit. Aber man arbeitet daran.