Neue Denkmuster bei WZ-Wissen Schluss mit dem Jammern

Krefeld · Interview Wie man negative Denkmuster aufbrechen kann, davon berichtet Dani Nieth am Montag in der Reihe WZ-Wissen in Krefeld. Die WZ verlost Karten für den Vortrag.

Dani Nieth will den Menschen das Jammern abgewöhnen.

Foto: Sprecherhaus

Dani Nieth sagt dem destruktiven Jammern den Kampf an. In mehr als 20 Jahren Seminar- und Coachingerfahrung hat er ein wirksames Entwöhnungsprogramm entwickelt, um negative Denkmuster zu durchbrechen. Am Montag kommt er im Rahmen der Reihe WZ-Wissen nach Krefeld.

Sind wir eine Gesellschaft von Jammerern?

Dani Nieth: Ja, das sind wir. Wir vergleichen unseren Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand, also unserer Lebens-Wunschliste. Und da hat es viele traumhafte Dinge und Zustände, die wir in der Realität nicht haben und wahrscheinlich auch nie erreichen werden. Mit der Zeit hält der Jammerer nur noch Ausschau nach Ungerechtigkeiten.

Weshalb tun wir das eigentlich so gerne?

Nieth: Weil es die billigste Art ist, Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten. Und weil jammern einfacher ist, als etwas an der aktuellen Situation proaktiv zu ändern. Es ist außerdem sehr einfach, andern die Schuld in die Schuhe zu schieben — für was auch immer. Merke: Wer jammert, schleicht sich aus der Verantwortung.

Wie schädlich ist jammern?

Nieth: Sehr schädlich, weil man mit der Zeit verbittert und vereinsamt. Wer will denn schon mit jemandem zusammen sein, der ständig nörgelt, unzufrieden oder neidisch ist? Zudem wirkt Verbitterung wie ein Schutzschild, der keine positiven Gedanken und Erfahrungen mehr zulässt. Es ist eine Abwärtsspirale.

Hat es auch etwas Positives?

Nieth: Durchaus — wenn man es richtig macht: Dampf ablassen ist besser, als Wut anzustauen. Doch begrenzen Sie die Ausbrüche zeitlich. Geben Sie sich zum Beispiel 15 Sekunden, um so richtig abzuwettern. Und lächeln Sie danach. Das Schicksal können Sie nicht ändern — Ihre Einstellung dazu sehr wohl.

Sie sprechen von der Anatomie des Jammerlappens? Wie sieht sie aus?

Nieth: Hängende Schultern, nach unten gezogene Mundwinkel, verzweifelter Blick, schwacher Händedruck, null Körperspannung. Das ist die Folge, wenn man ständig meint, die ganze Welt sei ungerecht zu einem. Jammerlappen sehen schlecht aus und wirken wie schwarze Löcher: Sie ziehen Energie an und vernichten sie.

Merken diese
Jammerlappen eigentlich selbst, dass sie Jammerlappen sind?

Nieth: Ich habe noch niemanden gefragt. Aber: Jammerlappen, dumm, tot — das ist wahrscheinlich ähnlich. Die Menschen um einen herum haben Mühe damit, aber man selbst merkt es nicht. Aber so pauschal kann man das auch nicht sagen. Es gibt sicher auch welche, die es merken und aussteigen wollen.

Wie kann man denn
aussteigen?

Nieth: Erstens: Menschen meiden, die vorwiegend jammern. Zweitens: Den Fokus darauf richten, was in unserem Leben gut läuft.  Drittens: Die Einstellung ändern, wenn uns etwas stört.

Warum sollte man am Montag zu Ihrem Vortrag kommen?

Nieth: Man kann lachen und etwas lernen. Es gibt viele Erklärungen und Anekdoten. Anhand von witzigen Beispielen und Übungen kann man sich motivieren, etwas zu verändern.

Zum Beispiel?

Nieth: Eine Übung ist zum Beispiel: Drei Wochen nicht müssen. Ich muss seit zwölf Jahren nicht mehr auf die Toilette. Wir müssen nichts — alles ist eine Frage der Konsequenzen, die wir tragen müssen. Dieser Gedanke macht unheimlich frei. Und von solchen Beispielen gibt es ganz viele. Das sind kleine Schritte, aber die Zuhörer verlassen die Veranstaltung ein kleines bisschen glücklicher.

Für wen ist der Vortag denn geeignet?

Nieth: Eine gewisse Lebenserfahrung und Neugier ist schon gut. Ich würde mal sagen, neugierige Menschen zwischen 20 und 99 Jahre.

Schade, ich dachte beim Thema Jammern, dass das auch was für meine Kinder wäre. Aber die sind dann noch zu jung.

Nieth: Für Eltern bringt der Abend aber auch sehr viel. Es ist ja zum Beispiel so, dass Eltern diese ganzen Warum-Fragen nerven. Wenn unser Kind aber mal was kaputt macht, fragen wir auch: „Warum hast du das gemacht?“ Dabei könnten wir mit Fragen wie „Wo sind denn die Teile? Können wir das wieder flicken?“ viel konstruktiver an die Sache herangehen.
uli