Zoo gibt Älteren eine Chance
Ein Drittel der Beschäftigten ist über 50 Jahre alt. Einer von ihnen ist der Gärtner Manfred Heußen.
Krefeld. Aufgeben — das ist nicht Manfred Heußens Sache. 33 Jahre lang war er in einem Familienunternehmen für Zierpflanzenbau beschäftigt und sehr glücklich mit seinem Job. Doch dann musste sein Arbeitgeber Insolvenz anmelden und Heußen war plötzlich arbeitslos. „Ein Jahr lang habe ich eifrig Bewerbungen geschrieben“, erinnert er sich. „Doch keiner hat darauf reagiert.“
Der Grund: Ältere Arbeitnehmer wie Heußen, der heute 56 Jahre alt ist, gelten im Garten- und Landschaftsbau als kaum noch vermittelbar. Doch nicht nur in diesem Beruf hat es die Generation der über 50-Jährigen schwer. „Es gibt bei weitem immer noch nicht genügend Arbeitsplätze für ältere Menschen“, klagt Ralf Köpke, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Krefeld.
Die Zahlen seien besorgniserregend: „Obwohl der neue Arbeitsmarktbericht in Krefeld einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit verkündet hat, ist die Zahl der Arbeitslosen über 50 Jahre im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent gestiegen, die Zahl der über 55-Jährigen sogar um 6,9 Prozent“, berichtet Köpke. „Und gerade erst wurde veröffentlicht, dass die über 58-jährigen Langzeitarbeitslosen noch nicht einmal mehr in der Statistik auftauchen, wenn sie länger kein Jobangebot erhalten haben.“
Dabei wollen die meisten eine zweite berufliche Chance, auch um später nicht allzu große Einbußen bei der Rente zu haben. Heußen hat sie im Krefelder Zoo bekommen — zunächst als einer von 14 sogenannten Ein-Euro-Jobbern. „Ich habe mich hier auf Anhieb wohlgefühlt“, sagt er. „Und so wollte ich auch nicht gehen, als die befristete Maßnahme auslief.“ Untergekommen ist er dann im bundesweiten Förderprogramm „Perspektive 50plus“, an dem sich auch das Jobcenter Krefeld seit mehr als zwei Jahren beteiligt.
Das Prinzip ist einfach: Jobcenter und Zoo teilen sich die Kosten für die Stelle. „Anfangs ist der Anteil des Jobcenters sehr hoch“, sagt Zoodirektor Wolfgang Dreßen. „Mit der Zeit reduziert er sich aber stetig.“ Neben Heußen werden noch drei weitere Mitarbeiter im Tierpark durch dieses Programm gefördert.
Wegen seines Engagements für die älteren Arbeitnehmer wurde der Krefelder Zoo vergangenes Jahr als „Unternehmen mit Weitblick“ ausgezeichnet. Denn von den 64 fest angestellten Mitarbeitern ist mehr als ein Drittel älter als 50 Jahre. „Wir sind definitiv kein junges Unternehmen“, sagt Dreßen. „Vor allem die Tierpfleger bleiben aus Verbundenheit zu den Tieren meist ihr ganzes Berufsleben bei uns.“
Das hat viele Vorteile, stellt den Zoo aber auch vor besondere Herausforderungen: Zwar wurden nach der GmbH-Gründung neue Stellen geschaffen, aber nur im Service- und Kassenbereich. „Die Tierpfleger arbeiten immer noch am Limit“, erklärt der Zoodirektor. „Da müssen wir langsam umstrukturieren. Die Arbeitsbelastung muss unbedingt abnehmen.“
Denn je älter die Mitarbeiter sind, desto häufiger haben sie gesundheitliche Beschwerden wegen der harten körperlichen Arbeit. Bei Neubauten wie der Futtermeisterei ist ergonomisch zwar alles auf dem neuesten Stand, aber nicht in den älteren Tieranlagen. „Dort ist leider immer noch Knochenarbeit ohne technische Hilfsmittel gefragt“, sagt Dreßen. „Aber auch das werden wir schrittweise ändern.“