Konzert zum Tag der Deutschen Einheit Zwölfjähriger Pianist sorgt für ausverkauftes Seidenweberhaus

Ryokan Yamakata ist der Star beim Konzert zum Tag der Deutschen Einheit. Es gibt Bravorufe und stehenden Applaus.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Eine selten gewordene Erscheinung brachte am Samstag das Konzert zum Tag der Deutschen Einheit hervor: Ein ausverkauftes Seidenweberhaus! Sicherlich war es nicht die Festtagsrede des Oberbürgermeisters Gregor Kathstede, die dafür sorgte, sondern der große Auftritt eines kleinen Pianisten mit den Niederrheinischen Sinfonikern. Der gerade Zwölf Jahre alt gewordene Ryokan Yamakata stand mit dem Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur auf dem Programm. Deshalb gab es auch einige Kinder mehr als üblich im Publikum.

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Kathstede stellte in seiner Rede heraus, dass die friedliche Wiedervereinigung das großartigste Ereignis in der jüngeren deutschen Geschichte sei und die Bundesrepublik Deutschland vorher wie heute trotzdem keine homogene Einheit sei. „Die Länder waren sich ihrer Eigenheiten immer sehr bewusst, haben sie gepflegt und bewahrt.“ Angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme stellte er die Fragen: „Erleben wir gerade den Beginn einer Völkerwanderung? Können wir damit Schritt halten? Auch ich habe selbstverständlich kein Patentrezept zur Hand.“ Gerade an unserem Nationalfeiertag sollten wir uns daran erinnern, so Kathstede, dass Krefeld schon 20000 DDR-Flüchtlinge und vorher schon 30000 Menschen aus „östlichen Gebieten“ eine neue Heimat gegeben habe. „Wir müssen dafür sorgen, dass alle Bürger unserer Stadt frei von materiellen Sorgen leben“, sagte der Oberbürgermeister und hob die Krefelder Tafel hervor, die von dem Erlös und Spenden des Abends profitieren sollte.

Nach einer kurzen musikalischen Einstimmung mit Franz Schuberts Ouvertüre zu „Alfonso und Estrella“ begann das mit Spannung erwartete Klavierkonzert mit dem kleinen Pianisten. Vor seinem ersten Einsatz unterstützt er Generalmusikdirektor Mihkel Kütson etwas beim Dirigat und zeigt, dass er schon voll und ganz in seiner Musik ist. Leicht gehen ihm die Läufe von der Hand, es ist ein eher leises und zartes Spiel, mit der Souveränität eines „alten Hasens“.

Während seines unbegleiteten Solos hört man keinen Muckser im Saal. Im Adagio des zweiten Satzes steigert Ryokan noch die Feinheit seines Spiels und schafft es, die Lautstärke noch mehr zu reduzieren. Da schaut er sich zwischendurch mal im Saal um, ob bei der absoluten Stille in Parkett noch Publikum anwesend ist?

Im dritten Satz dirigiert er in seinen Pausen wieder mit und findet trotzdem die perfekten Einsätze in sein Spiel, das natürlich auch ohne Notenblätter stattfindet. Man bekommt eine Vorstellung davon, wie es vielleicht bei den Auftritten des Wunderkindes Wolfgang Amadeus gewesen sein mag. Auch im Seidenweberhaus ist das Publikum aus dem Häuschen und zeigt dies mit Bravorufen und stehendem Applaus.

Im zweiten Teil des Konzerts können die Niederrheinischen Sinfoniker, die sehr einfühlsam Ryokan begleitet haben, mit Beethovens 6. Sinfonie etwas mehr aus sich herausgehen. Aber trotzdem präsentieren sie die Landidylle der Pastorale auch als ein zartes Pastell und nicht als schwergewichtigen „Ölschinken“.