Ausstellung im Neanderthal Museum: Kinderstube in der Steinzeit
Eine neue Sonderausstellung widmet sich ab dem 13. Juli dem spannenden Thema „Steinzeitkinder“.
Mettmann. Mussten sich Steinzeitkinder die Zähne putzen? Womit haben sie gespielt? Hatten die Steinzeitmenschen Toiletten? Wie haben sie gewohnt, und durften die Kinder mit auf die Jagd? Fragen über Fragen, die junge Besucher bei einer Befragung des Neanderthal Museums aufgeschrieben haben.
„Wir wollten wissen, was Kinder an der Steinzeit überhaupt interessiert“, sagt Bärbel Auffermann, stellvertretende Museumsdirektorin. Antworten auf die Fragen bekommen Kinder und Erwachsene ab 13. Juli in der neuen Sonderausstellung des Museums, die in die Kinderstube der Steinzeit führt und „Steinzeitkinder — Kinder damals und heute“ heißt.
„Die Kinder sollen in der Ausstellung selbst als Steinzeitkinder aktiv werden und so viel über den Alltag in dieser Zeit erfahren“, sagt Bärbel Auffermann. Sie können in Steinzeitkleider aus Naturmaterialien schlüpfen, barfuß über einen Eiszeitpfad gehen, sie können es sich in einer Jurte gemütlich machen, Fische mit Knochenhaken angeln, Tierknochen bestimmen und ein Skelett zusammensetzen.
Die jungen Besucher sollen aber auch das Steinzeitkind in sich selbst entdecken. „Denn biologisch sind unsere Kinder noch Steinzeitkinder“, sagt Bärbel Auffermann, „warum sonst wollen Kinder auf Bäume klettern und können in der Schule nicht still sitzen?“ Bei einem Quiz zum Ende der Ausstellung können Mädchen und Jungen mit ihren Eltern entdecken, wie viel Steinzeitkind noch in ihnen steckt.
Die Trennlinie von Spiel, Freizeit und Arbeit war, anders als heute, in der Steinzeit viel fließender. Was von den Kindern spielerisch erlernt wurde, ermöglichte später das Überleben. Die Jäger und Sammler der jüngsten Eiszeit waren sehr aktive Menschen, die ihren Lagerplatz entsprechend dem Nahrungsangebot häufig verlegten. Sie lebten in kleinen Gruppen, die den Kindern Schutz und Geborgenheit boten. Sie durften viel ausprobieren, „waren freier als die Kinder heute und wurden in ihrem Bewegungsdrang sicherlich nicht so gebremst wie heutzutage“, sagt Bärbel Auffermann.
Dass Kinder in der steinzeitlichen Gesellschaft eine große Bedeutung hatten, belegen Funde von Kindergräbern mit vielen Beigaben. Ein solches Grab wird eines der Höhepunkte der Ausstellung sein: der „Prinz“ von Arene Candide, einer Höhle in Ligurien (Italien), wurde reich geschmückt in einem Bett aus rotem Ocker beigesetzt, mit einer Kappe, die mit hunderten von Schneckenhäusern und Hirschzähnen besetzt war sowie Anhängern aus Mammutelfenbein.
Damit die jungen Besucher auch erfahren, wie die Wissenschaft es schafft, auf viele Fragen eine Antwort zu finden, lernen sie auch die Forschungsmethoden der Archäologen kennen, können selbst Tierknochen bestimmen, Pollen mikroskopieren oder Skelette puzzeln.
Die Ausstellung wurde von einem archäologischen Institut in Erlangen zusammengestellt und dort gezeigt. „Ich kenne dort Mitarbeiter, die uns gefragt haben, ob die Ausstellung nicht was für uns wäre.“ Bärbel Auffermann schaute sie sich mit ihrer Tochter Rebecca (11) an, die allerdings von der Schau eher gelangweilt war.
Deshalb wurde die Sonderausstellung für Mettmann von Auffermann und ihrem Team nicht nur vergrößert und mit vielen zusätzlichen Exponaten (unter anderem Mammut- und Wollnashornbaby) ergänzt, sondern es wurden viele Mitmachstationen in die Ausstellung eingefügt. „Das Ganze soll ein richtiger Familienspaß werden, bei dem nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern etwas mitnehmen können“, verspricht Bärbel Auffermann.