Kreis Mettmann Desinfektionsmittel oft ausverkauft

Kreis Mettmann. · Das Gesundheitsamt des Kreises rät den Bürgern, Hygienestandards sehr ernst zu nehmen, vor allem das Händewäschen.

 In der Hildener Adler-Apotheke ist der Vorrat an Desinfektionsmitteln erschöpft. Apotheker Benedikt Schulz zeigt die letzte Pumpflasche. 150 Einheiten hat er bestellt - davon waren Freitagmittag bereits 60 schon für Kunden reserviert.

In der Hildener Adler-Apotheke ist der Vorrat an Desinfektionsmitteln erschöpft. Apotheker Benedikt Schulz zeigt die letzte Pumpflasche. 150 Einheiten hat er bestellt - davon waren Freitagmittag bereits 60 schon für Kunden reserviert.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Der Haaner Patient, der wegen des Verdachts auf die Infektion mit dem Corona-Virus im St.-Josef-Krankenhaus behandelt und bereits entlassen worden ist, ist nicht der einzige Kranke im Kreis Mettmann, bei dem im ersten Schritt besondere Vorkehrungen getroffen worden sind. „Aber das sind alles keine Verdachtsfälle – bis zu diesem Moment gab es im gesamten Kreis Mettmann noch keinen Verdachtsfall“, erklärt Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Denn der Begriff umschreibt einen ganz klar umrissenen Zustand: So muss der Patient einerseits die typischen Symptome zeigen, andererseits aber auch ein betroffenes und vom Robert-Koch-Institut als solches ausgewiesenes Risikogebiet besucht haben oder Kontakt mit Menschen gehabt haben, die nachweislich an einer Corona-Infektion erkrankt sind. Und diese Konstellation ist im Kreis noch nicht vorgekommen. Alles andere, wenn beispielsweise nur die Symptome auftreten, sind Vorverdachtsfälle. „Wir hoffen auch, dass es so bleibt“, sagt Lange. Jetzt mache es noch Sinn zu versuchen, eine Ausbreitung des Corona-Virus‘ zu verhindern. „Anders als das Influenza-Virus, das durch den Kreis und die ganze Welt wabert, hat sich das Corona-Virus noch nicht so weit ausgebreitet“, erklärt Lange.

Um im Zweifel beide Krankheitserreger aufzuhalten, appelliert der Mediziner, Hygienestandards penibel einzuhalten. Der Kreis hat auf seiner Website Verhaltensregeln aufgelistet: regelmäßiges, gründliches Händewaschen. Niesen in ein sofort zu entsorgendes Papiertaschentuch. Husten in die Ellenbeuge, nicht in die Hand. Der Kontakt von Händen und Fingern mit Augen, Mund oder Nase ist zu vermeiden.

 Rudolf Lange leitet das Kreisgesundheitsamt.

Rudolf Lange leitet das Kreisgesundheitsamt.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Wer aktuell an einem fieberhaften Infekt leidet, ist höchstwahrscheinlich von der derzeit hochakuten Grippewelle betroffen, so der Kreis. „Im Kreis Mettmann sind Influenza-Patienten in einem dreistelligen Bereich gemeldet worden“, erklärt Lange. „Und das sind nur die Zahlen, die durch die Labore bestätigt worden sind.“ Die Dunkelziffer dürfte höher liegen.

Unangemeldete Besuche des Hausarztes sollten unterbleiben

Die Gefahr, an der echten Grippe zu erkranken, ist also momentan noch deutlich höher, als sich das Corona-Virus einzufangen. Wer an den typischen Symptomen leidet und kürzlich aus einer Region zurückgekehrt ist, in der gehäuft Corona-Fälle aufgetreten sind, sollte unbedingt seinen Hausarzt anrufen. „Unangemeldete Praxisbesuche sollten unterbleiben. Die niedergelassenen Ärzte sind über die Kassenärztliche Vereinigung umfassend über das sachgerechte Vorgehen informiert“, erklärt Rudolf Lange.

Die Bürgermeisterinnen von Hilden und Haan rufen die Bürger zur Besonnenheit auf. „Aktuell haben wir eine typische Grippezeit und viele Menschen sind krank, die wenigsten von ihnen tragen den Corona-Virus in sich“, schreibt Birgit Alkenings auf der Website der Stadt Hilden. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) schätze „die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland aktuell als gering bis mäßig“ ein (Stand 26. Februar). Online (siehe unten) finden Bürger Antworten des RKI auf häufig gestellte Fragen. Die Stadt sei vorbereitet, sollte der erste Hildener positiv auf Corona getestet werden. „Während des Transports eines Patienten mit Infektionsverdacht tragen die Kolleginnen und Kollegen Mundschutz und Kittel“, erklärt Hans-Peter Kremer, Leiter der Hildener Feuerwehr. „Das schützt sie vor einer Tröpfcheninfektion.“ Außerdem hätten sich die Ämter abgestimmt. „Unser Ziel ist es, dass wir den Kreis im Fall der Fälle bestmöglich unterstützen können“, unterstreicht Ordnungsamtsleiter Michael Siebert. „Zum Beispiel dann, wenn wie im Kreis Heinsberg Schulen und Kitas geschlossen werden müssen.“ In Haan habe am Donnerstag zum ersten Mal der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ getagt, berichtet Bürgermeisterin Bettina Warnecke. In öffentlichen Gebäuden stünden Mittel zur Handdesinfektion bereit.

Desinfektionsmittel waren Freitag in vielen Geschäften in der Hildener Innenstadt ausverkauft, etwa im Drogeriemarkt Müller. „Das bekommen wir erst wieder am Donnerstag nächster Woche rein“, hieß es im dm-Markt an der Mittelstraße. In der Rossmann-Filiale ein paar Schritte weiter konnte die freundliche Mitarbeiterin nur noch ein paar Desinfektionstücher anbieten. Am Montag erwarte sie eine neue Lieferung.

Anneliese Neumann hat wie sonst auch eingekauft: „Ich habe ein paar Nudeln mehr mitgenommen als sonst. Und zum ersten Mal Reis.“ Sorgen mache ihr die Ausbreitung des Corona-Virus noch nicht: „Mein Mann und ich werden aber Menschenansammlungen vermeiden. Mein Sohn wollte sich am Samstag mit Freunden im Centro in Oberhausen treffen. Das haben sie abgesagt.“ Von einer Grippeschutzimpfung hält die Hildenerin nichts: „Einige Frauen im Bekanntenkreis haben sich impfen lassen und sind dann richtig krank geworden.“

Das Gesundheitsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen hat eine Hotline für Bürger zum Corona-Virus geschaltet. Sie ist zu erreichen unter der Nummer 0211/85 54 774.