Die Entwurfsplanung K5, Turnstraße/Martin-Luther-Straße, sorgte für rund 100 Gäste bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Mobilität „Kein Lkw-Verkehr im Wohnquartier“

Haan · Die Emotionen kochten bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Mobilität in der Aula der Gesamtschule teilweise hoch – und zwar im Zuschauerbereich. Das Thema Entwurfsplanung K5, Turnstraße/Martin-Luther-Straße, hatte rund 100 Anwohner des Quartiers auf die Beine gebracht.

Gut 100 Bürger waren zur Sitzung des Umwelt- und Mobilitätsauschusses in die Aula der Gesamtschule gekommen.

Foto: Tanja Bamme

. „So viele Gäste habe ich noch nie erlebt“, sagte Bürgermeisterin Bettina Warnecke im Gespräch mit der WZ. Zunächst wurde die aktuelle Planung, die im März bei einer Bürgerinformation bereits online vorgestellt worden war und nun in einer überarbeiteten Form dargestellt werden sollte, präsentiert.

Ein Problem in diesem Bereich ist, dass zum Beispiel der Gehweg an manchen Stellen nicht einmal einen Meter breit ist. Das ist für Rollstuhlfahrer, Mütter mit Kinderwagen und Menschen, die einen Rollator benötigen, ein großes Hindernis. Um dem entgegen zu wirken, sollen Baumschutzscheiben eingesetzt werden, die bei Engstellen zumindest eine Breite von rund 1,20 Metern ermöglichen. Darüber hinaus ragen laut Planungsbüro Hecken und Sträucher auf den Gehweg, die zurückgeschnitten werden müssen. Auch Bäume stellen an manchen Stellen ein Hindernis dar. Laut Verwaltung muss die Zahl von 31 auf 27 verringert werden. Für Fahrradfahrer soll ein 1,85 Meter breiter Radschutzstreifen für bessere Sicherheit sorgen, die Fahrbahn selbst soll 3,50 Meter breit sein. An der Einbahnstraße soll eine Radspur in Fahrtrichtung eingerichtet werden. Während der Kreis Mettmann den Bus über die Turnstraße führen möchte, ist dies in der Haaner Politik nicht Konsens.

„Ich kann einige Abweichungen zur ersten Präsentation nicht erkennen“, kritisierte WLH-Fraktionsvorsitzende Meike Lukat. Der Kreis habe sich zudem nicht an Zusagen aus dem Jahr 2018 gehalten, die Straßen zu verschwenken, um Tempo herauszunehmen. Davon sei keine Rede mehr, und die geplante Erhöhung der zulässigen Geschwindigkeit von Tempo 30 auf 40 sei der größte Knackpunkt. So donnerten Lkw an einem ohnehin zu schmalen Gehweg vorbei. Auch die Tatsache, dass der Fahrradverkehr in der Einbahnstraße nur in eine Richtung führen soll, gefällt ihr nicht. Es sei viel attraktiver, wenn der Radverkehr in beide Richtungen, wie in vielen anderen Kommunen praktiziert, ermöglicht werde. Auch wies sie auf die Gefährdung durch den dichten Straßenverkehr hin. „Wir werden zur Durchfahrt missbraucht. Wir wollen maximale Sicherheit. Diese Verkehrsplanung hilft Haan nicht, sie dient der Stadt Solingen“, so der Vorwurf von Meike Lukat. Sie forderte zudem die Veröffentlichung des Sicherheitsaudits, das der Kreis Mettmann erstellt hat.

„Wir verteilen den Verkehr in einem Wohnviertel. Das ist wie mit dem Wasser, das sich einen Weg sucht. Die Leute werden Abkürzungen nehmen“, sagte Andreas Rehm, Fraktionsvorsitzender der GAL. Zudem handele es sich um ein Wohnquartier, „da gehört kein Lkw-Verkehr hin“. Er warnte davor, die Bedarfsampel am Taxistand zu entfernen. Rolf Brockmeyer, Vorsitzender des Seniorenbeirats, kritisierte, dass Barrierefreiheit bei den Planungen kein Thema gewesen sei. Er plädierte auch dafür, den Schwerlastverkehr „rauszulassen“ und forderte eine durchgängige Breite des Gehwegs von 2,50 Metern. Vonseiten der CDU kam die Aufforderung, „aus den schlechten Varianten die Beste herauszusuchen“. Reinhard Zipper (FDP) betonte, man könne nicht alles auf Null drehen. „Das Planungsbüro hat sich bemüht, das Möglichste herauszuholen. Wir werden schauen, ob das noch besser geht.“ Auch sehe er das Problem der Schleichverkehre. Man müsse sich Gedanken machen, diese zu verhindern.

Ein Anwohner der Turnstraße machte seinem Ärger bei der Anhörung des Publikums Luft: „Es ist eine Unverschämtheit, die Leute, die zum Teil älter und gesundheitlich beeinträchtigt sind, zwei Stunden lang warten zu lassen, bis wir hier zu Wort kommen können. 100 Leute sind gekommen und viele, vor allem ältere, sind schon wieder gegangen.“ Ein CDU-Antrag, den Tagesordnungspunkt an die erste Stelle zu verlegen, war mit 5:12 Stimmen vom Gremium abgelehnt worden. Die Ablehnenden verwiesen auf Top 1, das Integrierte Klimaschutzkonzept, das auch für diesen Tagesordnungspunkt relevant sei.

Der Anwohner wollte wissen, ob das Gewerbe in diese Planung einbezogen worden sei. Er sei Unternehmer und werde auch mit Sattelschleppern beliefert. „Dann ist die Straße für diese Zeit dicht.“ Eine Mutter von zwei Kindern fragte, warum vor der Kita kein Zebrastreifen eingerichtet werden soll. Zudem führte sie aus, dass der Radweg kaum frequentiert werde, was von einigen Bürgern bestätigt wurde. Einer habe dort achteinhalb Stunden den Radverkehr beobachtet und dabei sechs Radfahrer in eine Richtung gezählt und zehn in die andere. Ein Anwohner fragte, ob drei Meter Breite für die Straße nicht ausreichend seien, um mehr Platz für den Gehweg zu haben. Eine Anwohnerin berichtete, dass sie um 5 Uhr „senkrecht im Bett“ stehe, weil der Schwerlastverkehr in einer Entfernung von 2,50 Metern an ihrem Schlafzimmerfenster vorbeifahre. Lüften sei zur Straße hin nicht möglich.

Das Planungsbüro verwies darauf, dass nur der öffentliche Raum überplant werde, also die Unternehmen nicht Teil der Planungen seien. Es wurde aber versprochen, in Kontakt mit den Bürgern zu bleiben. „Wir sind jederzeit zu Gesprächen bereit.“