Blutjunge Band begeistert die Erkrather
Den drei Nachwuchsmusikern liegt Folk, Pop und Rock im Blut. Erster Auftritt gelungen.
Erkrath. Beim Schützenfest konnten Festzelt-Besucher unter anderem die Geburtsstunde der in der Stadt neu begründeten Formation „Kirchhoffs & Heiner“ miterleben. Die Rolle des Bandchefs erfüllt der 26-jährige Gereon Kirchhoff dank einiger Bühnenerfahrung. In der kleinen, aber feinen hiesigen Rockszene ist er als Schlagzeuger der Folksaurier „MacTheisen“ bekannt. Statt zu den Schlagstöcken griff der Schützenprinz des Jahres 2011 nun jedoch zur halbakustischen Gitarre. Seine sieben Jahre jüngere Schwester Helena Kirchhoff, die erst kürzlich in Irland den Keltenblues leibhaftig kennenlernte, weiß ebenfalls multiinstrumentale Kunststücke aufzubieten.
Gereon Kirchhoff, Musiker
Die Rhythmussektion zu diesem Bühnenzauber bildet der Hildener Jan Heiner. Mit 17 Jahren ist er zwar der Benjamin, doch das Trommeln hat er bereits als Vierjähriger begonnen und seitdem ausgefeilt. Die Überraschungspremiere der drei, selbst im offiziellen Festprogramm noch verschwiegen, sollte laut Geheimplan um 13 Uhr beginnen; die ansteckend gute Laune des Nachmittags sorgte aber für zwei Stunden Verzögerung. Als sofort mitgeklatschter Eisbrecher brachte das zornwütige „Torn“ das junge Publikum in Bewegung. Wohl auch, weil Helenas seelentiefe Stimme so berührend und bleibend wirkt.
Bruder Gereon intonierte eine zweite Stimme darunter und ließ so den fehlenden Basslauf vergessen. Es folgt das gradlinige „Ich lebe“ von Christina Stürmer, bevor Helena mit dem Keyboard-Intro für „Freedom“ von Anthony Hamilton, dem Titellied zum Brutalo-Western „Django Unchained“, für einige Momente der Schattenseitigkeit sorgte: „Stellt Euch dazu vor, ihr würdet eine fette Kugel an einer Eisenkette hinter euch herschleppen.“ Zeltklangmeister Lutz Kraft gelang es, die drei stimmig beieinanderzuhalten.
Kleine Umbaupausen überbrückte Gereon, indem er Klassiker wie „Smoke on the Water“ oder „What’s Up?“ improvisierte. Zum Auf und Ab des „Down Under“ der „Men at Work“ holte Helena gar eine Querflöte hervor und spielte die Melodie orginalgetreu. Die Flötentöne saßen und trotzdem wunderte sich Gereon: „In unserem Wohnzimmer klang das noch irgendwie anders.“ Erst vier Male hatte das Trio gemeinsam geprobt, doch über das lange Pfingstwochenende verschanzten sie sich, zum endgültigen Einhämmern der Songs, im heimischen Wohnzimmer. Den melancholischen Ärzte-„Lovesong“ sangen die Geschwister Kirchhoff im Duett. Nach dem tollkühn gerappten „Price Tag“ von Jessie J triezte Helena die staunende Zuhörerschaft: „Ich hoffe, ihr seid jetzt wacher.“
Hellwach wartet man in Erkrath nun auf den zweiten Streich dieses stilkreuzenden Trios. Vielleicht gibt es das Wiedersehen schon im Quartett — wenn denn der vakante Posten des Bassisten besetzt werden kann.