Natur hat Vorrang vor Waldkindergarten
Die Wiese am Winkelsmühler Weg soll ab August der heimatstandort des Waldkindergartens sein. „Keine gute Idee“, findet Bernhard May. Er sieht den Naturschutz gefährdet.
Erkrath. Bernhard May ist nicht generell gegen einen Waldkindergarten. Dennoch hat der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen Bedenken: Die Wiese am Winkelsmühler Weg, auf dem die Neanderwald uUG zwei Bauwagen aufstellen und ab Sommer bis zu 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren größtenteils draußen betreuen will, hält er unter Naturschutzgesichtspunkten für ungeeignet. Denn die Wiese liegt nur rund 250 Meter vom Naturschutzgebiet Neandertal entfernt.
Bernhard May, Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen
„In welchen Wald sollen die Kinder denn dort gehen?“, fragt May. „Aller Wald dort ist das FFH-Naturschutzgebiet Neandertal — ein Buchenwald mit europaweiter Bedeutung.“ Betreten des Gebietes ist nur auf den ausgewiesenen Wegen erlaubt.
Auf Spielzeug wird laut Konzept der Neanderwald uUG im Waldkindergarten vollständig verzichtet, stattdessen sollen die Kinder „Erfahrungen mit Erde, Sand, Dickicht, Holz, Tieren, Pflanzen, Wasser und Wetter“ machen können. „Der Wald bietet zu allen Jahreszeiten Naturmaterialien in Hülle und Fülle“, heißt es im Konzept. Zu den Verhaltensregeln im Wald schreibt der neue Jugendhilfeträger, dass Bewuchs nicht mutwillig zerstört und Tiere nicht mutwillig getötet werden. Außerdem würden in der Brut- und Schonzeit bestimmte Waldabschnitte nach Absprache mit dem Förster nicht betreten.
Das geht May nicht weit genug: „In einem solchen Gebiet hat die Ungestörtheit der Natur absoluten Vorrang; Wege dürfen nicht verlassen werden und das Unterlassen von Beeinträchtigen aller Naturgüter darf nicht auf mutwillig beschränkt sein. Es ist generell verboten.“ Außerdem könne man Verhaltensregeln nicht auf Abstimmungen mit dem Förster beschränken.
Auch die bislang als Bolzplatz ausgewiesene Wiese selbst, auf der der Waldkindergarten sein Domizil errichten wird, und zwei angrenzende Biotope sieht der Naturschützer durch das Konzept der Neanderwald uUG gefährdet: „Der Bolzplatz selbst und zwei direkt (östlich und westlich, letzterer jenseits des Wegs) angrenzende Biotopbereiche, in denen vom Zweckverband Neandertal unter meiner Bauleitung mit Steuergeldern Kleingewässer angelegt wurden, sind von geschützten Tierarten besiedelt: von Amphibien und Libellen und insbesondere von der streng geschützten Zauneidechse. Letztere legt am Bolzplatzrand ihre Eier in die Erde“, erklärt er. Die feuchten Teilbereiche der Biotope seien zudem Zugrastplätze von Feuchtlandvögeln wie der Zwergschnepfe.
Die nördlich an den Bolzplatz grenzende Fläche, die laut Mays Kenntnis von der Neanderwald uUG hauptsächlich als Wald genutzt werden soll, berge zudem ein Risiko für die Kinder.
„Diese Fläche war bis vor einigen Jahren ein Erd- und Grünabfallumschlagplatz der Stadt. Nach Nutzungsaufgabe wuchs dort zwischen den keimenden Gehölzen massenhaft die Herkulesstaude — mit den bekannten Gefahren. Die Samen seien im Boden viele Jahre haltbar. Laut Heide Rudolph vom städtischen Fachbereich Tiefbau, Straßen und Grün konnten in einem Ortstermin mit der Unteren Landschafts- und der Unteren Wasserbehörde zumindest Bedenken bezüglich der Abwasserbeseitigung ausgeräumt werden. Nutzen werde die Neanderwald uUG — außer der betreffenden Wiese — nur die östlich angrenzende und lediglich als Landschaftsschutzgebiet liegende Waldfläche, versicherte sie in einem Schreiben. Bei Ausflügen ins Neandertal würden die ausgewiesenen Wanderwege nicht verlassen; es soll eine Einweisung zum Verhalten in Naturschutzgebieten für die Erzieher erfolgen. Auf den Hinweis zur Herkulesstaude ging die Verwaltung nicht ein.