Bücher und Besucher in Bewegung

Die „Nacht der Bibliotheken“in der Stadtbücherei im Bürgerhaus bot ein ungewöhnliches Programm.

Bücher und Besucher in Bewegung
Foto: Dietrich Janicki

Die kleine Verzögerung nahm ihr niemand krumm: Erst um 19.20 Uhr erhob in der Stadtbücherei im Bürgerhaus Hausherrin Michaele Gincel-Reinhardt erhob das Wort. „Bibliotheken bewegen Menschen“, begrüßte sie das Publikum. Nicht nur emotional, sondern auch physisch. Menschen setzten sich in Bewegung, um zur Bibliothek zu gelangen, wo sie dann auf Gleichgesinnte träfen. Auch die Büchereien selbst seien ständig in Bewegung, um mit der modernen Medienwelt Schritt zu halten. Dazu gehöre, neben Büchern auch Spiele, Filme und besondere Angebote bereitzustellen und Geschriebenes auch digital, über die „Onleihe“ anzubieten.

„Wir haben einen besonderen Künstler eingeladen“ kündigte Gincel-Reinhardt zum Programm des Abends an. Und die Performance von Tänzer „Bouni“ war in der Tat außergewöhnlich: Zu esoterischen Klängen zeigte er einen Tanz, den man am besten als Mischung aus Breakdance und Ausdruckstanz mit roboterartigen Bewegungen beschreiben kann. „Eigentlich ist es HipHop, aber ich experimentiere mit verschiedenen Stilen“, sagte der Monheimer Tanzlehrer.

Dann waren die Gäste an der Reihe. Bouni erklärte ihnen eine einfache Choreografie, die sie nachtanzen sollten. Vier Schritte nach rechts, vier Schritte nach links, Kick, und einmal um 360 Grad drehen. Etwas unerwartet machten tatsächlich alle mit, und sie hatten augenscheinlich Spaß dabei.

Damit war Bouni aber noch nicht entlassen, denn es folgte ein ungewöhnliches Experiment mit dem Titel „Poetry meets Movement“. Die beiden Poetry-Slammerinnen Victoria Thoma und Lisanne Spenner (beide 17) lasen eigene Texte vor, die von Boumi in Bewegungen umgesetzt wurden. Victorias Gedicht handelte von einem weit verbreiteten Vorurteil: „Dass früher alles besser war, sagte man auch schon früher“. Fazit: „Lasst uns das Heute genießen!“ Lisanne Spenner zitierte Morgenstern und sinnierte darüber, wie man einer Welt voller Wut und Hass begegnen könne. „Es sind Gedanken an einem langweiligen Hausaufgaben-Nachmittag gewesen“, schmunzelte sie.

Die zahlreichen Schüler der Carl-Fuhlrott-Schule und des Gymnasiums Neandertal, die ihre Fotoprojekte mitgebracht hatten, versuchten sich an Cross-Boccia. Die Mischung aus Boccia und Hacky Sack konnte jedoch nur bedingt überzeugen.

Anders das Bücher-Domino: Aus hunderten gespendeter Bücher eine Domino-Reihe kreuz und quer durch die Bibliothek und die Treppe hinauf zu bauen, daran hatten zahlreiche Besucher Spaß. Daran änderte sich auch nichts, als Teile der Reihe schon während des Bauens umfielen.