Das Ende einer langen Familientradition
Fünf Generation lang war das Haus in Familienbesitz. Nun sind die Neanderstuben verkauft. Inhaberin Gerlind Hünecke hört auf.
Erkrath. So richtig Lust auf ein Gespräch mit der Zeitung hat Gerlind Hünecke nicht. Über das Neandertal werde ja doch immer nur negativ berichtet, meint die Gastwirtin, und winkt ab. So viel erzählt sie immerhin: Das Steinhaus, das ganze Besucher-Generationen des Tals seit August 1963 als „Neander-Stuben“ kennen, sei bereits verkauft und werde ab Oktober umgebaut.
Dem Vernehmen nach soll es dort weiterhin ein gastronomisches Angebot geben. Zuvor aber gilt es erst einmal: Alles muss raus. Am Sonntag, 4. September, schließen die Neander-Stuben, und am Samstag, 10. September, soll dann bei einem Haus-Trödelmarkt von 11 bis 18 Uhr das Inventar verkauft werden: Geschirr, Küchenmaschinen, Tische, Gläser, Bilder, Dekoration, Kaffeemaschinen, Tischdecken, Lampen, Gartenstühle, Tische und vieles mehr, so lautet die Ankündigung in einem Forum bei Facebook.
Das trutzige Haus war seit fünf Generationen in Familienbesitz und hat eine bewegte Geschichte hinter sich, diente nach seiner Errichtung im Jahr 1851 erst als Tagelöhner-Herberge, war dann Tante-Emma-Laden und wurde schließlich zur Gastwirtschaft. Im August 1963 gab es in den „Neander-Stuben“ (gegenüber des heutigen Neanderthal Museums) erstmals Kaffee und Kuchen für Wanderer auf ihrer Tour durchs Tal.
Direkt nebenan wurden damals noch im Lebensmittelgeschäft der Familie Hünecke Eier und Brot verkauft — das war, bevor das Wirtschaftswunder immer mehr Autos ins Tal brachte, mit denen die Besitzer dann in alle Himmelsrichtungen zum Einkauf ausschwärmen konnte. Gerlind Hünecke, damals 22 Jahre alt, musste gemeinsam mit ihrem Ehemann eine Entscheidung treffen, um die Existenz unter den neuen Gegebenheiten zu sichern, denn der Laden der Eltern hatte keine Zukunft mehr. Wie also künftig die Familie ernähren, die seit Generationen im Steinhaus mit der Adresse „Neandertal 1“ wohnte?
Eine neue Geschäftsidee musste her und war wegen der vielen Tal-Wanderer auch schnell gefunden. Also wurde der Laden nach und nach zum Lokal umgebaut und der Wechsel vom Tante-Emma-Laden zur Gaststätte eingeleitet, wobei es zu Beginn neben der Gaststube immer noch Eier und Brot zu kaufen gab. Nachdem ihr Ehemann verstorben war, führte Gerlind Hünecke das Lokal allein weiter. Die Gäste schätzen die Lage, die Auswahl an verschiedenen Beerenweinen und die köstlichen frischen Waffeln. Hin und wieder helfen die vier Söhne aus, das Ausflugslokal weiterführen wollen sie aber nicht.
Bis zum 4. September ist das Lokal noch jeden Tag in der Zeit 11 bis 18 Uhr geöffnet. Mittwochs ist Ruhetag.