Brutale Wilderer erschießen Reh-Mutter

Spaziergänger fanden die tote Ricke und alarmierten die Polizei. Noch bis Ende August gilt für die weiblichen Rehe die Schonzeit.

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Erkrath/Unterbach. Es kommt immer wieder vor, dass Pächter von Jagdrevieren Schüsse hören, die sie nicht zuordnen können. Von wo wurden sie abgefeuert, und vom wem? Jäger Ralf Klappert, der im Besitz eines Begehungsscheins für ein 128 Hektar großes Waldgebiet in Erkraths Westen ist, dort also jagen darf, hat sich daher schon lange mit den Kollegen benachbarter Reviere vernetzt, um sie im Zweifelsfall sofort fragen zu können. Dies war zuletzt am vergangenen Samstag der Fall, als wieder einmal ein verdächtiger Schuss fiel, der dann auch prompt nicht zugeordnet werden konnte. Seit Dienstag weiß Klappert nun, dass es sich vermutlich um Wilderer handelte, die in seinem Bereich unterwegs waren.

Foto: Günther Sperschneider

RalfKlappert, Jagdpächter

Jenem Reh, das am Dienstagnachmittag in der Nähe des Göddinghover Wegs von einem Spaziergänger tot aufgefunden wurde, habe der Schuss am Samstag wohl gegolten, sagt Klappert. Ganz genau wisse er es natürlich nicht, aber der Verdacht liege sehr nahe. Das Tier wurde mit einem Kleinkalibergeschoss zur Strecke gebracht, wie die Polizei festhielt, die vor Ort war und den Fall aufgenommen hat. Und geschossen wurde nicht nur ohne Befugnis, sondern auch noch zur Unzeit, nämlich während der Schonzeit, wie Klappert berichtet. „Es handelt sich um eine Ricke, also ein weibliches Reh, dessen Gesäuge sehr ausgeprägt war. Das bedeutet, dass dieses Reh noch ein Kitz geäugt hat. Mindestens eines, vielleicht sogar zwei.“ Es sei zwar gerade die Zeit, in der die Kitze beginnen, sich von der Mutter abzunabeln und Grünzeug zu knabbern, aber vermutlich wurde parallel doch noch gesäugt. Ob das Jungreh vielleicht doch eine Chance hat, ohne Muttermilch zu überleben? „Schwer zu sagen, aber sehr wahrscheinlich ist es nicht“, meint Klappert.

Jäger und Polizei wissen, wie schwer es ist, Wilderer auf frischer Tat zu ertappen. Die sind in der Dämmerung unterwegs, wenn das Wild auf Futtersuche aus dem Wald herauskommt, und verschwinden meist auch wieder unerkannt in den Wäldern. „Man kann eben nirgends besser untertauchen als im Wald. Außerdem würde ich niemandem raten, einen potenziellen Wilderer zu verfolgen, das kann gefährlich werden. Da sollte man besser gleich die Polizei rufen“, sagt Klappert.

Er selbst habe es schon einmal mit Wildanglern an der Düssel zu tun gehabt, die sich nicht haben verscheuchen lassen, sondern ihm Prügel angedrohten. Auf eine solche Konfrontation sollte man sich auf keinen Fall einlassen, so die dringende Empfehlung. Für den Wald gilt, dass besonders nächtliche Schüsse verdächtig sind — denn legitime Jäger sind in diesen Stunden nicht aktiv.

Im Kreisgebiet würden nachts immer wieder Schüsse gehört, die nicht zuordnen werden, weiß auch Gerd Spiecker von der Kreisjägerschaft Düsseldorf-Mettmann. Die Jäger seien das auf keinen Fall. Zu Beginn des Jahres hatte Spiecker außerdem Überreste von erlegtem Wild an der Stadtgrenze zwischen Düsseldorf und Erkrath, am Dorper Weg, entdeckt. Gefunden wurden mehrere Rehabfälle wie Häute und abgetrennte Wildschweinköpfe. Von Wildschweinen, die es dort gar nicht gibt. Bei der Polizei in Düsseldorf lag damals dann auch eine Anzeige wegen der Entsorgung von Schlachtabfällen vor.