Ein ganz besonderer Bund fürs Leben

Manfred Dorn leitet schon seit 27 Jahren die Studentenverbindung Erkrather CV-Zirkel.

Foto: Nicole Marshall

Erkrath. Für Außenstehende sind Studentenverbindungen oft geheimnisumwoben oder als Saufabteilung der Uni verschrien. Dass Werte wie Freundschaft und gesellschaftliche Verantwortung etwa die Mitglieder der katholischen deutschen Studentenverbindungen (KDStV) ein Leben lang zusammenschweißt, ist dabei den wenigsten klar.

Manfred Dorn hat in den 1970er Jahren in Augsburg Wirtschaftswissenschaften studiert. Relativ spät — nach dem Vordiplom — ist er in die Algovia, eine Verbindung des Cartellverbands (CV) der katholischen deutschen Studentenverbindungen eingetreten. Ein Kommilitone hatte ihn zu einem CV-Treffen mitgenommen. „In eine Verbindung geht man nicht mal eben wie in einen Sportverein oder einen Chor und tritt dann wieder aus“, erklärt er: „Wir prüfen uns sehr genau.“

ManfredDorn, Mitglied der Verbindung Algovia

Ein zweifarbiges Band kennzeichnet die „Neulinge“, die sogenannten „Fuxen“. Erst später als „Burschen“ dürfen die Verbindungsmitglieder das dreifarbige Band der Verbindung tragen. „Die Fuxenzeit ist wie die Novizenzeit im Kloster“, so Dorn: „Sie ist wichtig, da man sich bei der Aufnahme in die Verbindung lebenslange Freundschaft verspricht.“

Besonders in der Zeit nach seinem Studium habe er am deutlichsten gespürt, was dieser Lebensbund wert ist: In den 1980er Jahren wurde er als junger Mitarbeiter einer großen Bank mehrfach an unterschiedliche Standorte versetzt. 1990 zog er von Nürnberg nach Erkrath, von wo aus er ab 2003 zwölf Jahre lang aus beruflichen Gründen jede Woche nach München pendelte und mit seiner Frau Susi eine Wochenendehe führte.

Doch egal, wohin es ihn verschlug — an jedem Ort gab es einen Cartellzirkel, in dem sich Cartellbrüder des CVs trafen. Das, was ihn schon als Fux an der Farben tragenden, nicht schlagenden Gemeinschaft besonders faszinierte, ist somit etwas, das er bis heute als sogenannter „alter Herr“ oder „Philister“ zu schätzen weiß: „Man hat vom ersten Tag an Freunde vor Ort. Das Vertrauen, die Offenheit, das Angenommensein spürt man auch in der Fremde. Das ist das Schönste an den Studentenverbindungen.“

Frühzeitig zu lernen, Verantwortung zu übernehmen, gehöre ebenfalls zum aktiven Verbindungsleben dazu, so Dorn, und erhöhe die Bereitschaft, sich auch nach dem Studium gesellschaftlich, sozial oder politisch zu engagieren. Der Erkrather Erhard Tönjes beispielsweise hat in Bonn und Freiburg studiert; An beiden Hochschulstandorten trat er Burschenschaften bei. „In Freiburg durfte ich als Consenior die Damenveranstaltungen organisieren“, schmunzelt er. Jetzt im Ruhestand engagiert er sich mit der Stiftung Abendsonne und der Jugendstiftung Erkrath für Erkraths Jugend und Senioren. Regelmäßig besucht er die Veranstaltungen des Erkrather CV-Zirkels, den Manfred Dorn seit 1999 leitet. 40 Cartellbrüder aus verschiedenen Verbindungen treffen sich hier regelmäßig zu Stammtischen, Ausflügen und Führungen. Ein Spargelessen im Frühjahr, Wildessen im Herbst und eine mehrtägige Fahrt gehören jedes Jahr fest zum Programm.

Die Frauen der Verbindungsbrüder sind zu den meisten Veranstaltungen mit eingeladen. „Ohne die Frauen geht es nicht“, sagt Dorn. Einer Öffnung der Verbindung für die Aufnahme von Frauen, wie sie immer mal wieder in der Diskussion ist, steht er allerdings skeptisch gegenüber: „Als Student hätte ich mir natürlich gewünscht, dass auch Mädels in der Verbindung dabei wären“, erinnert er sich. Mit der Zeit habe er jedoch gemerkt, dass es besser ist, „Beziehungsgeschichten draußen zu lassen.“ Andernfalls könnte bei einer Trennung des Paares auch der Männerbund geschädigt werden.

Dorns Frau Susi scheint das nicht zu stören: Sie engagiert sich trotzdem gerne im ZV-Zirkel und hat erst kürzlich eine Führung für die Verbindung durch die Kölner Ford-Werke organisiert.